Kate (Käthe) Friedländer, geb. Frankl

Allgemeines

Nachname:
Friedländer
Geburtsname:
Frankl
Vorname:
Kate (Käthe)
Geburtsdatum:
14.09.1902
Geburtsort:
Innsbruck
Sterbedatum:
20.02.1949
Sterbeort:
London
Kommentar zu den Lebensdaten:
in erster Ehe hieß sie Käthe Misch, in der Emigration heiratete sie zum 2. Mal und nannte sich dann Kate Friedländer
im Artikel über jüdische Studierende an der Innsbrucker Univ. lautet das Geburtsdatum 16.03.1902
Konfession:
mosaisch
Beruf des Vaters:
Kaufmann
Ehemann:
1) Misch, Walter
2) Friedländer, Georg
Kommentar zum Ehemann:
1) Arzt, Nervenarzt, (1889, Berlin - 1943, London), Heirat 1929, Scheidung 1934, arbeitete von 1914 - 1930 an der Nervenklinik der Charité
2) Arzt, Radiologe, Heirat am 24.07.1937
Kommentar zu den Kindern:
Eva Maria Sybille (geb. 01.06.1931 in Berlin), Dozentin für Philosophie in Oxford, verheiratet mit Hugo Wolfram, 2 Söhne
Sonstiges:
Vater: Karl Frankl, geb. in Preßburg, Ungar. Er hatte in Innsbruck ein Herrenmodengeschäft, später arbeitete er bei einer Versicherung
Mutter: Adele Frankl, geb. in Preßburg, Ungarin
Karl Frankl beantragte die österreichische Staatsangehörigkeit, die ihm, seiner Frau und seinen KIndern am 25.12.1909 verliehen wurde
K. F. war das 2. Kind

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Schülerin der k.k. Lehrerinnenbildungsanstalt in Innsbruck, danach Besuch der Mädchenbürgerschule. 1917 ging sie auf das Mädchen-Real-Reform-Gymnasium der Ursulinen in Innsbruck. Abitur im Juli 1921
Medizinstudium in Innsbruck (1921-1924). Von Oktober 1923 bis März 1924 war sie wiss. Hilfskraft am Anat. Inst. der Univ. Innsbruck. Frühjahr 1924 ging sie zum Studium nach Berlin. Im Frühjahr 1925 famulierte sie 2 Monate an der Nervenklinik der Charité. Danach ging sie zurück nach Innsbruck und absolvierte das 2. Rigorosum. Augsut - Nov. 1926 famulierte an der Innsrucker Univ.-Nervenklinik. Das 3. Rigorosum (=Statsexamen??)
Volontärärztin an der Nervenklinik der Charité unter Bonhoeffer
1930 wurde die österr. Examina in Deutschland anerkannt und die deutsche Approbation verliehen. Das Praktische Jahr wurde ihr durch eine Eingabe Bonhoeffers erlassen
Ort des Staatsexamens:
Innsbruck
Datum des Staatsexamens:
23.10.1926
Datum der Approbation:
1930

Beruf

Fachbezeichnung:
Fachärztin für Nervenkrankheiten
Art der Tätigkeit:
Vol.-Ärztin an der Nervenklinik der Charité (Nov. 1926 - 31.12.1930)
Teilzeitbeschäftigung am Jugendgerichtshof in Berlin (1929)
niedergelassene Nervenärztin in Berlin (1930-1933)
niedergelassene Nervenärztin in London (ab 1937)
Lehranalytikerin (ab 1936)
Arbeit mit Anna Freud im Kriegskinderheim (ab 1940)
Gutachterin bei Jugendstrafprozessen
Arbeit am "Institute for the scientific treatment of delinquency", London (ab 1942 ??)
hält eine Vielzahl von Vorlesungen und Vorträgen
Einrichtung e. Erziehungsberatungsdienstes in West Sussex (1944)
Kommentar zur Tätigkeit:
1930 Facharztanerkennung als Nervenärztin. W. u. K. Misch führten getrennte Praxen als Nervenärzte. K. Misch praktizierte meist nachmittags, da sie vormittags in der psychoanalytischen Poliklinik arbeitete
ihr Hauptinteresse galt der Jugendkriminalität, sie entwickelte eine systematische psychoanalytische Theorie der Delinquenzursachen
Lehranalytiker von Käthe Misch war vermutlich Hanns Sachs
ca. 1933 Aufnahme als Mitglied in das Berliner Psychoanal. Institut
Tätigkeitsorte:
Berlin, dort:
W 15 (Marienfelde/Tempelhof), Kaiserallee 22 (1930-1934) (Wohnung der Familie u. Praxis von W. Misch)
N 65, Müllerstr. 143a (Praxis K. Misch
Halensee, Albrecht-Achilles-Str. 5a b. Sackheim (1934-1936) ( RMK 1934, Ärztebl. f. Berlin 1936)
London (1935 - 1949), dort:
52, Bloomsbury Street, Bedford Square (1937) (Wohnung), Praxis in St. Annes Terrace
2, Harley House, Upper Harley Street, London W 1 (1943)
Haupttätigkeitsort:
Berlin
London
Veränderungen nach 1933:
Jüdin nach dem Gesetz vom 07.04.1933. Entzug der Kassenzulassung 29.08.1933
Emigration mit ihrer Tochter 1933 über Paris nach London, wo sie einer Einladung von Ernest Jones folgte. (Lt. Ärztebl. f. Berlin 41(1936, S. 115, ist sie aber erst 1936 "auf Reisen abgemeldet")
E. Jones u. E. Glover erwirkten für sie eine Arbeits- u. Aufenthaltserlaubnis
am 04.10.1935 u. am 29.07.1936 legte sie zum 3. Mal med. Prüfungen ab und war nun offiziell berechtigt, in England als Ärztin zu arbeiten
ab 1938 enge Zusammenarbeit mit Anna Freud u. Dorothy Burlingham im Kriegskinderheim
sie war Mitarbeiterin Edward Glovers am Institute for the Scientific Treatment of Delinquency
in West Sussex gründete sie die erste Erziehungsberatungsstelle Englands (1944)
1946 erhielt sie die britische Staatsbürgerschaft
sie gab nach dem Krieg den Anstoß zur Gründung des Hampstead Child therapy Course. Sie unterrichtete dort und war auch Lehranalytikerin (1946)
1947 reiste sie in die USA u. besuchte dort Erziehungsberatungsstellen u. hielt Vorträge in der Menninger-Klinik
sie starb im alter von 47 Jahren an Lungenkrebs
Mitgliedschaften:
Berliner Psychoanalytische Vereinigung (1933)
Hartmannbund (gestrichen 1936)
British Psychoanalytical Soc. (1933 außerordentliches Mitglied, 1938 ordentliches Mitglied)

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
RMK 1933
Ärzteblatt für Berlin 39(1934), S. 8
Ärztebl. f. Berlin 41(1936), S. 115
Jutta Haager: Kate Friedländer (1902 - 1949). Leben und Werk. Köln, Univ., Med. Diss. v. 23.01.1986 (mit vollst. Publikationsverz.)
Müller, Thomas: Von Charlottenburg zum Central Park West, ... Frankfurt am Main 2000. Reihe Übertragung, 1. S.303
Klimpel, Volker: Frauen in der Medizin. Hürtgenwald 2001, S. 62
Sanford Gifford et al. (Eds.): Edward Bibring photographs, the psychoanalysts of his time 1932 - 1938. Gießen 2006, S. 70, 187
Schwoch, Rebecca (Hrsg.): Berliner jüdische Kassenärzte ... Berlin 2009, S. 614 - 615
Psychoanalytikerinnen in Großbritannien. Biografisches. Kate Friedländer, geb. Frankl (www.psychoanalytikerinnen.de/england30.06.2011biografien.html s. 11, v. 27.06.2011)
Jüdische Studierende an der Innsbrucker Universität. S. 1, www.uibk.ac.at/ipoint/dossiers/archiv-1938-2008-vertriebene-wissenschaft/627... v. 27.06.2011
Archivalien
Portrait:
in: Haager, Jutta a.a.O.

Eigene Publikationen

Publikationen:
u. Misch, Walter: Beitrag zur Alexielehre. (Mschr. Psychiatr. Neurol. 71 (1929), 1 - 47)
u. Misch, Walter: Die vegetative Genese der Angst und ihre medikamentöse Beseitigung. (Nervenarzt 5 (1932), 415 - 418)
Die biologischen Grundlagen der Freudschen Angsttheorie. (Internat. Zschr. Psychoanal. 21(1935), 62 - 67)
Charlotte Bronte. Zur Frage des machochistischen Charakters. (Internat. Zschr. Psychoanal. u. Imago 26(1941), 32 - 49)
Über Kinderbücher und ihre Funktion in Latenz und Vorpubertät. (Internat. Zschr. Psychoanal. u. Imago 26(1941) 232 - 251
Deskriptoren:
Approbation in Weimarer Republik
Emigration