Ilse Kassel

Allgemeines

Nachname:
Kassel
Vorname:
Ilse
Geburtsdatum:
09.06.1902
Geburtsort:
Berlin-Wittenau
Sterbedatum:
20.09.1943
Sterbeort:
Landsberg
Kommentar zu den Lebensdaten:
I. K. starb im Gefängnis Landsberg
Beruf des Vaters:
Praktischer Arzt
Kinder:
1
Kommentar zu den Kindern:
Tochter Edith, ermordet in Auschwitz
Sonstiges:
Vater: Woldemar Kassel, Arzt

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Nach dem Besuch der Mädchenschule in Hermsdorf und Pankow absolvierte Kassel die 1. Städtische Studienanstalt der Stadt Berlin bis zur Untersekunda, anschließend legte sie 1921 als Extranerin das Abitur an der Humboldt-Oberrealschule in Berlin-Tegel ab.
Ihr Medizinstudium begann sie im SoSe 1922 in Berlin, wo sie im Sommer 1926 ihr Physikum bestand. In Freiburg 1924 setzte sie ihr Studium fort, wechselte wieder nach Berlin, wo sie im Sommer 1926 das Staatsexamen ablegte.
Das anschließende praktische Jahr verbrachte Kassel sowohl im Virchow-Krankenhaus unter Prof. Kuttner, als auch im Städt. Krankenhaus Spandau.
Ort des Staatsexamens:
Berlin
Datum des Staatsexamens:
Sommer.1926
Ort der Promotion:
Berlin
Datum der Promotion:
1930
Ort der Approbation:
Berlin
Datum der Approbation:
10.09.1927

Beruf

Art der Tätigkeit:
1929 etatsmäßige Hilfsärztin, Volontärärztin
1933, 1937, 1942 niedergelassene Ärztin
Tätigkeitsorte:
1927 - 1942 Berlin, dort:
1927-29 im Städt. Krankenhaus Spandau
1933 Hermsdorf, Bahnhofstr. 9
1934-1938 Hermsdorf, Moltkestr. 11
1942 noch wohnhaft Hermsdorf, Falkenthaler Steig 16
Haupttätigkeitsort:
Berlin
Veränderungen nach 1933:
Jüdin nach dem Gesetz vom 07.04.1933. Sie übernahm 1933 die Praxis ihres Vaters in Berlin-Hermsdorf. 1933 Entzug der Kassenzulassung, 1938 Approbationsentzug. 1942 wohnhaft in Berlin-Hermsdorf, Falkenthaler Steig 16.
Sie war Mitglied einer kommunistischen Widerstandgruppe gewesen, wurde deswegen 1936 verhaftet und zu drei Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach ihrer Freilassung hätte sie nach Großbritannien fliehen können, aber sie wollte ihre kleine Tochter Edith, die 1937 während der Haft geboren war, nicht allein in Deutschland lassen. 1942 versteckten sich beide auf dem Bauernhof einer ehemaligen Patientin. Sie wurden verraten, konnten aber in der letzten Minute fliehen. In ihrer Verzweiflung versuchte I. K. ihre Tochter zu vergiften und suchte selbst den Tod durch Ertrinken. Tochter Edith überlebte, wurde dann aber gefunden und nach Theresienstadt, danach nach Auschwitz deportiert und dort ermordet
Mitgliedschaften:
SPD

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
Lebenslauf (Diss.)
RMK 1929, 1933, 1937
Leibfried/Tennstedt, Berufsverbote, 1980, S. 258.
Verzeichnis der jüdischen Ärzte in der Reichshauptstadt. Berlin 1937, S. 22
http://resistanceallemande.online.fr./aide/aide-ini.htm v. 06.09.04, S. 4
Pomerance, Aubrey (Hrsg.): Jüdische Zwangsarbeiter bei Ehrich & Graetz, Berlin-Treptow. Köln 2003, S. 195, 256
Ärzteblatt f. Berlin u. Kurmark 43(1938), 228
Judith Hahn/Rebecca Schwoch: Anpassung und Ausschaltung. Berlin 2009, S. 188
Schwoch, Rebecca: Berliner jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus. Berlin u.a., 2009, S. 433-434
Portrait:
http://resistanceallemeande.online.fr/aide/aide-ini.htm
v. 6.9.04, S. 4
Pomerance, Aubrey, Hrsg.: Jüdische Zwangsarbeiter... a.a.O., S. 195

Eigene Publikationen

Publikationen:
Die historische Entwicklung der Dosierung von Diphterie-Seren. Berlin, Diss. Med. v. 1930
Behandlung der Schlüsselbeinverrenkung mittels freier Faszienüberpflanzung. (Zschr. f. ärztl. Fortbildung 25(1928), 216-218
Deskriptoren:
Approbation in Weimarer Republik
jüdische Abstammung
ermordet im NS
untergetaucht während des NS
Widerstandskämpferin
Zwangsarbeit
SPD