Elisabeth Hermine Winterhalter

Allgemeines

Nachname:
Winterhalter
Vorname:
Elisabeth Hermine
Geburtsdatum:
17.12.1856
Geburtsort:
München
Sterbedatum:
12.02.1952
Sterbeort:
Hofheim/Taunus
Kommentar zu den Lebensdaten:
um 1900 aus der Kirche ausgetreten
Konfession:
römisch-katholisch
Beruf des Vaters:
Arzt
Sonstiges:
Eltern: Georg Winterhalter und Frau Elisabeth, geb. von Garr (Rittergutsbesitzertochter)
Elisabeth Winterhalter wurde als jüngstes von 13 Kindern einer Familie geboren, in der sich der Arztberuf bis zum Urgroßvater zurückverfolgen läßt.
1911 zog sie sich mit ihrer Lebensgefährtin, der Kunstmalerin Ottilie W. Roederstein, mit der sie seit der Züricher Zeit befreundet war und schon in Frankfurt zusammengelebt hatte, nach Hofheim i. Taunus in ein zuvor gebautes Landhaus zurück.
Röderstein starb bereits in den 30iger Jahren und hinterließ ein Testament, in dem sie ihrer Freundin Winterhalter die Nutznießung ihrer gesamten Hinterlassenschaft vermachte. Nach dem Tode Winterhalters sollte die Erben ihre ihnen zugedachten Anteile antreten. Darunter befand sich neben einigen Legaten auch die Röderstein-Winterhalter'sche Stiftung

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Besuch der Volksschule, 1867 Klosterschule der Salesianerinnen in Beuerberg bei Wolfratshausen, 1872-1874 erstes Bayerisches Lehrerinnenseminar, Examen als Elementarlehrerin, 1874 Hilfslehrerin in Schwabing, Vorstadt München
Studium: 1884-1889 Medizinstudium in Zürich und Bern
Immatrikulation WS 1884 Uni Zürich (Abgang mit Zeugnis 24.4.1888)
Immatrikulation WS 1888 Uni Zürich (Abgang mit Zeugnis 25.11.1889)
SS 1888 Uni Bern
1885 Maturitätsprüfung in Zürich, 1886 Physikum in Zürich, 1889 Staatsexamen in Zürich
klinische Ausbildung in gynäkologischen Kliniken, an der geburtshilflichen Abteilung der pariser Charité bei Prof. Budin, an der gynäkologischen Klinik bei Prof. Ziegenspeck, in München und Erlernen der gynäkologischen Massage bei Thure Brandt in Stockholm
1903 Physikum in Deutschland, 1903/04 Staatsexamen in Deutschland
Ort des Staatsexamens:
Heidelberg
Datum des Staatsexamens:
1904
Ort der Promotion:
Zürich
Datum der Promotion:
05.03.1890
Ort der Approbation:
Schweiz
Datum der Approbation:
1904

Beruf

Fachbezeichnung:
Fachärztin für Geburtshilfe und Gynäkologie (RMK 1911, 1926/27))
Art der Tätigkeit:
niedergelassene Ärztin in Frankfurt a. M. (1891-1911)(ohne deutsche Approbation bis 1904), ab 1911 Ärztin in Ruhestand
Kommentar zur Tätigkeit:
Ohne Neigung für den Lehrerinnenberuf, wurde in ihr der Wunsch, Medizin zu studieren geweckt, nachdem sie von der Tochter eines Pfarrers Lehmus erfuhr, die in Zürich promiviert hatte. Sie mußte den hartnäckigen Widerstand ihrer Mutter - ihr Vater war in ihrem elften Lebensjahr gestorben - überwinden, bevor sie sich 1884 in Zürich als Studentin der Medizin immatrikulieren konnte.
Ihre Niederlassung als Gynäkologin mit ausländischer Approbation in Frankfurt 1891 war besonders ungewöhnlich durch die Tatsache, daß sie dies als Fachärztin tat. In Frankfurt wurde sie von zwei männlichen Kollegen, einem Gynäkologen und einem Chirurgen, die ihr wohlwollend begegneten, als Assistentin bei gynäkologischen Operationen zugezogen. Sie nahm 1895 als erste Ärztin in Deutschland eine Laparatomie vor. In den ersten Jahren ihrer Praxis in Frankfurt konnte sie sich wiederholt längere Zeit ihrer fachlichen Weiterbildung den Frauenkliniken in Wien und Paris widmen. Gründerin einer Frauenpoliklinik in Frankfurt (1891, zu Beginn ihrer ärztlichen Tätigkeit in Frankfurt a. M.) In die frühe Zeit ihrer ärztlichen Tätigkeit, als ihre Praxis ihr noch Zeit läßt, fiel auch ihre wissenschaftliche Arbeit am Dr. Senckenbergischen pathologischen Institut unter Prof. Weigert und ihre Entdeckung der Ganglienzellen des Ovariums.
Im Jahr 1903 wird Elisabeth Winterhalter als Mitglied im Organisationskommitee und Teilnehmerin am 1. Kongreß der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten erwähnt.
Neben ihrer großen Praxis und der von ihr gegründeten Frauenpoliklinik in Frankfurt engagierte sich Elisabeth Winterhalter im Rahmen der Frauenbewegung besonders für die Schulbildung der Frauen. Als. 2. Vorsitzende der Ortsgruppe des Vereins Frauenbildung - Frauenstudium setzte sich sich für die Gründung eines Mädchengymnasiums in Frankfurt ein. An der Leitung der Realgymnasialkurse für Mädchen, die im Frühjahr 1901 mit 20 Schülerinnen eröffnet wurde, war sie als Vereinsvorsitzende sieben Jahre lang beteiligt, bis 1908 diese Kurse an die Schillerschule, eine höhere Mädchenschule in Frankfurt angegliedert wurden.
1903/04 unterzog sich Elisabeth Winterhalter, die in Deutschland bis dahin immer noch den Status einer Kurpfuscherin hatte, im Alter von 47 Jahren dem Physikum und dem Staatsexamen, um die deutsche Approbation zu erhalten.
Aus gesundheitlichen Gründen übte sie den Arztberuf nur bis 1911 aus. Sie zog mit ihrer Lebensgefährtin, Ottilie Röderstein, nach Hofheim/Taunus und war dort nicht mehr ärztlich tätig
Tätigkeitsorte:
Frankfurt a. M. (1891-1911), Frauenärztin, gründete Frauenpoliklinik und erreichte Errichtung eines Mädchengymnasium
Haupttätigkeitsort:
Frankfurt a. M.
Mitgliedschaften:
Verein Frauenbildung - Frauenstudium (2. Vorsitzende 1898-1900)
Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten (Organisationskommitee für den 1. Kongreß 1903)
Vaterländischer Frauenverein (1898 - 1903)

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
RMK 1911, 1912-1914, 1926/27, 1933, 1937
Rohner, Die ersten 30 Jahre des med. Fr.studiums in Zürich, 1972, S. 82
Bachmann, B., 1990, Liste der Studentinnen
Zschr. Bekämpf. Geschl. krkh. (1903). S. XII
Gemkow, Ärztinnen und Studentinnen, 1991, S. 356
Die Frau 6(1898/99), S. 634
Ziegeler, Weibl. Aerzte, 1993, S. 12, 22, 42, 43. 150
Ärztin 17(1941), S. 535 ff
Mitteilungsblatt d. Dtsch. Ärztinnenbd. Nr. 19, März 1957, S. 1
Wennagel, Annegret: Die Malerin und die Chirurgin, in: Frauenblatt 3/1990, S. 16-20
Zschr. f. ärztl. Fortbildung 39(1942), S. 47
Frankfurt's älteste Ärztin (Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 18.12.1951
Dr. E. Winterhalter gestorben (Frankfurter Rundschau v. 15.02.1952)
Archivmaterial
Mitgliederliste des Vaterländischen Frauenvereins von 1898 - 1903
Archivalien
Klausmann, Christina: Politik und Kultur der Frauenbewegung im Kaiserreich. Frankfurt a.M. 1997. S.203, 269
Geschichte der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. (Hrsg.) Borelli, Siegfried, Berlin, 1992. S.92
Staatsarchiv des Kantons Zürich/WebSeite Uni Zürich: http://www.rektorat.unizh.ch/matrikel/hintro.htm
Rök, Barbara: Ottilie W. Roederstein (1859-1937).Eine Künstlerin zwischen Tradition und Moderne. Marburg, 1999
Ziegeler, Weibl. Ärzte, 1993, S. 150
Ärztin 17(1941), S. 535 ff
Portrait:
Ja: Kern, Elga (Hrsg.) Führende Frauen Europas. Neue Folge, München 1930, S. 33
Wennagel, Annegret: Die Malerin und die Chirurgin, in: Frauenblatt 3/1990, S.16
Rök, Barbara: Ottilie W. Roederstein (1859-1937).Eine Künstlerin zwischen Tradition und Moderne. Marburg,1999, S.38,79,86,119,120,121

Eigene Publikationen

Autobiographie:
Kern, Elga (Hrsg.): Führende Frauen Europas. Neue Folge, München 1930, S. 30-36
Publikationen:
Zur Entstehung der Scheidenharnfisteln mit besonderer Berücksichtigung der durch Geburtstrauma bedingten Fälle. Zürich, Diss. Med. 1890
Ein sympathisches Ganglion im menschlichen Ovarium nebst Bemerkungen zur Lehre von dem Zustandekommen der Ovulation und Menstruation (Arch. Gynäk., Bd. 51, H.1)(Münch. Med. Wschr. 1896, S.297)
Deskriptoren:
Frauenvereine
(Auto-)Biographie vorhanden
Sexualaufklärung
Klinik weiblicher Ärzte (o.ä.)
Abitur
Vorberuf
nur Schweizerische Approbation
Approbation im Kaiserreich