Mathilde Wagner

Allgemeines

Nachname:
Wagner
Vorname:
Mathilde
Geburtsdatum:
08.01.1866
Geburtsort:
Frankfurt a. M.
Sterbedatum:
30.05.1940
Sterbeort:
Greene/Harz
Beruf des Vaters:
Großkaufmann
Sonstiges:
Eltern: Wilhelm Wagner und Frau Elisabeth, geb. von Harnier. M. Wagner stammte aus einer großbürgerlichen Frankfurter Kaufmannsfamilie. Als zweite Tochter geboren wurde sie nach strengen hugenottisch-calvinistischen Richtlinien erzogen. Sie hatte schon früh den Wunsch, Ärztin zu werden und suchte schon in ihrer Jugendzeit den Kontakt zu Ärzten zur Krankenpflege.

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
1872-1881 Besuch der städtischen höheren Töchterschule in Frankfurt a.M., danach Privatinstitut in Frankfurt a. M. u. College municipal in Neuchatel, später Tätigkeit als Krankenschwester, mehrere Jahre Realkurse f. Frauen bei Helene Lange in Berlin, 1893 Abgangsprüfung vor einer Prüfungskommission in Berlin
Studium: 1893-1900 Medizinstudium in Zürich (Immatrikulation Uni Zürich WS 1893 und SS 1899/ab mit Zeugnis 29.9.1900) , 1895 Maturitätsprüfung in Aarau (Schweiz), Herbst 1896 1. medizinischpropädeutisches Examen, 1898 anatomisch-physiologische Prüfung, Okt. 1900 Physikum in Freiburg, 1901 Staatsexamen in Freiburg
Ort des Staatsexamens:
Freiburg i. Br.
Datum des Staatsexamens:
1901
Ort der Promotion:
Freiburg i. Br.
Datum der Promotion:
1901
Datum der Approbation:
06.04.1901

Beruf

Art der Tätigkeit:
1901-1902 Volontärassistentin ( bei Döderlein) in Tübingen
1902 - 1935 niedergelassene Ärztin in Weimar
1935-1940 Ärztin i. R. in Jena
Kommentar zur Tätigkeit:
Nachdem sie mehrere Jahre als Krankenschwester gearbeitet hatte und von der Möglichkeit im Ausland zu studieren gehört hatte, entschloß sie sich sich, gegen den Widerstand ihrer Familie, Medizin zu studieren. Die in Berlin abgelegte Reifeprüfung mußte sie 1895 in Zürich nachholen, um zu den Schweizer Examen zugelassen zu werden. Durch den Bundesratsbeschluß von 1899 wurde ihr kurz vor dem Abschluß ihres Medizinstudiums in der Schweiz die Möglichkeit eröffnet, die deutsche Approbation zu erhalten. Sie absolvierte das Physikum, eine der Voraussetzungen hierfür, und das Staatsexamen in Freiburg, nachdem ihre Versuche, sich in München und Gießen zu den Prüfungen anzumelden, abgelehnt worden waren. Auch in Freiburg begegneten ihr die Prüfer z. T. mit offener Ablehnung und erklärten, sie wollten mit ihrem Durchfall ein Exempel statuieren. Einer der Professoren erlaubte ihr nur an seinen Vorlesungen teilzunehmen, wenn sie hinter einem zu diesem Zweck angebrachten Vorhang unsichtbar saß. Über ihre Studienerfahrungen sprach sie als Mitglied des BDÄ am 28.6.1925 auf der 2. Versammlung der Ortsgruppe Sachsen-Thüringen. Eine Berechtigung der Frauen zum Studium sah sie nur bei einer entsprechenden inneren Berufung. Mit ihrer Einstellung zum Beruf war ihr der Verzicht auf eine eigene Familie selbstverständlich, und sie zog deswegen auch die Anrede Fräulein Doktor derjenigen als Frau Doktor vor. Jedoch legte sie - trotz des schon seit 1902 kurz geschnittenen Haares bewußt großen Wert auf ihre sogenannten weiblichen Fähigkeiten und Eigenheiten. Ihren Haushalt, in dem immer Freundinnen von ihr mitlebten, führte sie selber. Als sie 1901 das Staatsexamen ablegte, war sie eine der ersten in Deutschland approbierten Ärztinnen (zusammen mit Ida Democh).
In ihrer 1902 eröffneten Praxis lehnte sie die Behandlung von Männern zeitlebens ab, solange dies nicht unumgänglich war. Ihr hochempfindliches Tastgefühl machte sie zu einer Spezialistin auf dem Gebiet der inneren und äußeren Massage, mit der sie in ihrer Praxis erstaunliche therapeutische Erfolge erzielte. Ihr Spezialgebiet in ihrer praktischen ärztlichen Tätigkeit waren die Diagnostik und -als Vertreterin der Diätetik- die Behandlung von Magen- und Gallenleiden, von chronisch-rheumatischen Erkrankungen und die Therapie der ehelichen Sterilität.
Gegenüber dem wissenschaftlichen Fortschritt war sie aufgeschlossen und stand auch in einer langjährigen Beziehung zu Geheimrat Lexer. Sie selbst hielt sich jedoch nicht für wissenschaftliche Veröffentlichungen berufen, zu denen ihr zudem ihre große Praxis keine Zeit ließ.
Am 10.11.1932 feierte sie in Weimar ihr dreißigjähriges Jubiläum ihrer Niederlassung als Ärztin.
Nachdem sie - fast siebzigjährig - 1935 ihre Praxis in Weimar aufgegeben hatte, lebte sie noch 5 Jahre in Jena, bevor sie ein halbes Jahr vor ihrem Tod zu einer befreundeten, ebenfalls im Ruhestand lebenden Oberschwester aufs Land zog. Sie starb an den Folgen mehrerer Schlaganfälle und wurde in Weimar begraben. (1982 wurde vom SFB das Leben von Mathilde Wagner als einer der ersten Ärztinnen in einem Fernsehspiel verfilmt)
Tätigkeitsorte:
1901/02: Tübingen
1902-1935: Weimar, dort: Südstr. 35 (RMK 1933, 1935)
1937, 1938: Jena (ohne Praxis 1935-1940), dort: Gutenbergstr. 5 (RMK 1937)
Haupttätigkeitsort:
Weimar
Jena
Mitgliedschaften:
Bund Deutscher Ärztinnen (1924)

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
Lebenslauf (Diss.)
RMK 1903, 1904, 1905, 1907, 1908, 1911, 1912, 1914, MK 1919, RMK 1926/27, 1928, 1929, 1931, 1933, 1935, 1937
RMK 1937, NAchtrag 2 v. Okt. 1938. Leipzig 1938, S. 197
Vjschr. d. BDÄ 1(1924), S. 177
Bäumer, G., 1906, S. 21
Jahresverz. d. a. d. dtsch. Univ. ersch. Schriften
Die Frau 8(1900/01), S. 506, 48(1940/41), S. 27/28
Ärztebl. Berlin 70(1940), S. 278
Ziegeler, Weibl. Ärzte, 1993, S. 12, 151
Ärztin 8(1932), 281, 19(1943), S. 14 - 16
Archivalien
Die Frau 48(1940/41), S. 27/28
Badische Zeitung vom 29.4.82
Staatsarchiv Zürich/WebSeite Uni Zürich: http://rektorat.unizh.ch/matrikel/hintro.htm


Eigene Publikationen

Publikationen:
Entwicklungsstörungen bei Tuberkulose. Freiburg, Diss. Med. v. 1901
Deskriptoren:
BDÄ (Bund Deutscher Ärztinnen)
Abitur
Vorberuf
Approbation im Kaiserreich