Rahel Straus, geb. Goitein

Allgemeines

Nachname:
Straus
Geburtsname:
Goitein
Vorname:
Rahel
Geburtsdatum:
21.03.1880
Geburtsort:
Karlsruhe
Sterbedatum:
15.05.1963
Sterbeort:
Jerusalem
Konfession:
mosaisch
Beruf des Vaters:
Rabbiner
Ehemann:
Straus, Elias
Kommentar zum Ehemann:
(1878-1933), Rechtsanwalt, Eheschließung 1905
Kinder:
5
Kommentar zu den Kindern:
Isabella Emrich, geb. 1909, Volkswirtschaftlerin
Hannah, geb. 1912, Lehrerin u. Psychologin in New York
Samuel Friedrich (Peter), geb. 1914, gest. 1958, Farmer in Palästina, Angest. im US-Außenmin. in Washington, Hg. der Monatsschrift der FAO in Washington u. Rom
Gabriele Rosenthal, geb. 1915, Kinderpsychologin
Ernst, geb. 1922, Dr. phil, Dekan des math.Dept. Univ. Cal. Los Angeles
Sonstiges:
Eltern: Dr. Gabor Gotein gest. 1883 Posen und Frau Ida, geb. Loewenfeld, geb. 1848 Posen, gest. 1931 Mannheim, Volksschullehrerin, leitete 1901 kurze Zeit ein jüdisches Waisenhaus in Bad Ems. 5 Geschwister. Rahel wuchs in Karlsruhe auf. Ein Onkel finanzierte Rahels Medizinstudium, das "auf rund 10000 Mark veranschlagt wurde".
1933 verstarb ihr Mann an Speiseröhrenkrebs. 1933 emigrierte sie nach Palästina. Der Nachlaß von Rahel Straus befindet sich im Leo-Baeck-Institut, New York

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Besuch der Höheren Mädchenschule in Karlsruhe, 1893-1899 Mädchengymnasium in Karlsruhe, 1899 Abitur in Karlsruhe
Medizinstudium: 1899-1905 Medizinstudium in Heidelberg, Febr. 1902 Physikum in Heidelberg, 1905 Staatsexamen in Heidelberg
Ort des Staatsexamens:
Heidelberg
Datum des Staatsexamens:
30.01.1905
Ort der Promotion:
München
Datum der Promotion:
06.06.1907
Datum der Approbation:
16.03.1905

Beruf

Art der Tätigkeit:
ab 16.3.1905 Assistentin an verschiedenen Kliniken in München
1905-1933 niedergelassene Ärztin in München
seit 1910 Kassenärztin in München
Palästina (1933-1940)
Kommentar zur Tätigkeit:
Rahel Straus begann ihr Medizinstudium 1899 in Heidelberg noch als Gasthörerin und konnte sich erst im SS 1900 immatrikulieren.
Neben ihrer Praxistätigkeit engagierte sie sich in verschiedenen sozialen Bereichen und war Mitglied in mehreren Frauenorganisationen. U. a. war sie führend im "Jüdischen Frauenbund" tätig. In dessen Zeitschrift "Blätter des Jüdischen Frauenbundes für Frauenfragen und Frauenbewegung", deren Schriftleiterin sie war, plädierte sie für die Abschaffung des § 218 und gestand der Frau das persönliche Recht zu, über eine Abtreibung zu entscheiden.
Ihr Engagement in der Frauenbewegung setzte sich auch nach ihrer Emigration nach Palästina fort, wo sie noch 1952 an der Gründung des IFFF beteiligt war.
Tätigkeitsorte:
1905-1933: München, dort:
verschiedene Kliniken (ab 16.3.1905)
Kobellstr. 13 (RMK 1926/27, 1928ff.),
Wiedenmayerstr. 47 (RMK 1932, 1933)
Karolinenstr. 4 (1933)
1933-1940: Palästina, dort: Jerusalem, Salameh House, Talbiye (1940)
Haupttätigkeitsort:
München
Palästina
Veränderungen nach 1933:
Jüdin nach dem Gesetz vom 07.04.1933. 1933 Emigration nach Palästina, Erhalt der ärztlichen Lizenz ca. März 1934. Bis 1940 niedergelassene Ärztin, danach in sozialen Bereichen wie der Einwandererhilfe, der Altenhilfe und der Gründung einer Werkstatt für geistig behinderte Jugendliche tätig
Mitgliedschaften:
Verein für Frauenstimmrecht
BdÄ (Austritt August 1933)
Jüdischer Frauenbund
Pädagogische Gruppe Müttervereinigung- Fraueninteressenverein
Freie Beratungsstelle für Jugendliche, Women`s International Zionist Organization (=WIZO)
Münchener Arbeiterrat (1919)
Women`s International League for Peace and Freedom (1952 Präsidentin des israelischen Zweiges)
AKIM (Aguda Kimum Jeladim Mefagzim = Verein zur Hilfe geistig behinderter Kinder), Mitbegründerin 1948
Hadassa (jüd. Frauenorganisation)

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
Lebenslauf (Diss.)
RMK 1907, 1908, 1912, 1914, MK 1919, RMK 1926/27, 1928, 1929, 1931, 1933
Jahresverz. d. a. d. dtsch. Univ. ersch. Schriften 1907
Bayerische Ärztezeitung 33(1930), S. 397
Ärztin 8(1932), 26, 9(1933), 197
Government of Palestine, Dep. of Health: List of Medical Practioneers, ..., licensed by the director of Medical Services to practice their profession in Palestine..., Jerusalem 1940, S. 42
International Biogr. Dic. of Central European Emigrés, Vol. II, 1980
Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigranten nach 1933. Hrsg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for jewish Immigration, Inc. New York, unter der Gesammtleitung von Werner Röder und Herbert A. Strauss.Band 1 Politik, Wirtschaft, öffentliches Leben. München, New York 1980, 744
Hailer, D., 1986, S. 39/40
Jäckle, R., 1988, o.S.
Schmelzkopf, Christiane: Rahel Straus. In: Juden in Karlsruhe. Karlsruhe: Badenia 1988, S. 471-480. (Veröff.d. Karlsruher Stadtarchivs.8.)
Gemkow, Ärztinnen und Studentinnen, 1991, S. 141
Dick, Sassenberg, Jüdische Frauen, 1993, S. 365-368
Ziegeler, B., 1993, S. 89
Krauss, Marita: "Ein voll erfülltes Frauenleben"..., in: Bußmann/Häntzschel, ein Jhdt. Frauen und Wiss. in Bayern, 1997, S. 236-241
Fellmeth, Ulrich (Hg.): Margarete von Wrangell u. andere Pionierinnen. Die ersten Frauen an den Hochschulen in Baden u. Württemberg. Begleitbuch zur Ausstellung. St. Katharinen 1998.J., S. 221-223. (Hohenheimer Themen.7(1998), Sonderband)
Susanne Rieger: Das Ehepaar Dr. Elias und Dr. Rahel Straus, geb. Gotein, München. home.tonline.de/home/RIJONUE/straus.htm v. 09.07.02
Ebert, Monika: Zwischen Anerkennung und Ächtung. Medizinerinnen der Ludwig-Maximilians-Universität in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neustadt an der Aisch 2003, S. 76 - 82
Birn, Marco: Bildung und Gleichberechtigung. Die Anfänge des Frauenstudiums an der Universität Heidelberg (1869 - 1918). Heidelberg 2012, S. 18 - 20, 51 - 52
Archivalien
Portrait:
Ja: Dick, Sassenberg, Jüdische Frauen, 1993, S. 366
Fellmeth a.a.O., S. 221
Schmelzkopf, a.a.O., S. 473
Ebert, a.a.O., S. 76, 79
Birn, a.a.O., S. 19

Eigene Publikationen

Autobiographie:

Als Ärztin in München 1905-1910. In: Erinnerungen deutsch-jüdischer Frauen 1900-1990, S. 49-60
Wir lebten in Deutschland. Stuttgart 1961
Publikationen:
Ein Fall von Chorionepitheliom. München, Diss. Med. v. 06.06.1907
Wege zur Sexuellen Aufklärung, München 1930
Jüdische Wohlfahrtsarbeit in München. In: Lamm (Hg.), Von Juden in München. 1958
ein Märchenbuch in hebräischer Sprache

Deskriptoren:
Frauenvereine
sozialpol. Engagement
§ 218
jüdische Abstammung
Ärztin im Emigrationsland
Approbation im Kaiserreich
BDÄ (Bund Deutscher Ärztinnen)