Lilly Meyer-Wedell, geb. Wedell

Allgemeines

Nachname:
Meyer-Wedell
Geburtsname:
Wedell
Vorname:
Lilly
Geburtsdatum:
04.02.1881
Geburtsort:
Düsseldorf
Sterbedatum:
02.12.1944
Sterbeort:
London
Beruf des Vaters:
Rabbiner
Ehemann:
Jakob (Jaques) Meyer
Kommentar zum Ehemann:
Direktor der "Einfuhrgesellschaft für Getreide und Futtermittel"; geb. 01.04.1869 in Hannover; Heirat am 11.10.1907
Kinder:
2
Kommentar zu den Kindern:
Peter Heinz, geb. 28.07.1909
Klaus, geb. 18.07.1913
Sonstiges:
Vater: Abraham Wedell, Rabbiner (1844 - 1891)
Mutter: Ida Wedell, geb. Meyer (1854 - 1921)
sie hatte 2 Schwestern und einen Bruder
sie war mit ihrem zuklünftigen Ehemann Jacques Meyer verwandt, evtl. war es ein Bruder ihrer Mutter
Eingabe vom 03.02.1902 an Kultusminister Berlin mit unterzeichnet
Sie setzte sich in der jüdischen Gemeinde sehr für eine liberale Jugendpolitik ein. 1931 war sie maßgeblich beteiligt an der Entstehung des Landjugendheims Wilhelminenhöhe. Mai 1933 übernahm sie den Vorsitz der Ortsgruppe Hamburg des Reichsbundes für jüdische Siedlung. Sie initiierte die Siedlerschule im Landjugendheim Wilhelminenhöhe. Sie engagierte sich auch in der Schulpolitik und setze in der Gemeinde die Einführung eines 9. Schuljahres an den jüd. Schulen durch.
Sie war auch Kunstsammlerin der Künstler der "Brücke"-Bewegung
sie starb in der Emigration an den Folgen eines Fenstersturzes

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
März 1900 Abitur am Kgl. Gymnasium in Neuss
Studium: 1900-1905 Medizinstudium in Berlin, Bonn, München, 1.2.1905 Staatsexamen in München
Ort des Staatsexamens:
München
Datum des Staatsexamens:
01.02.1905
Ort der Promotion:
München
Datum der Promotion:
01.05.1905
Datum der Approbation:
01.02.1905

Beruf

Fachbezeichnung:
Kinderärztin (RMK 1933)
Art der Tätigkeit:
01.04.1905-15.07.1905 Vol.-Ärztin am Path. Inst. a. d. Akad. Cöln
15.07.1905-01.10.1906 Ass.-Ärztin a. Kinderhospital der Akad. Cöln
15.10.1906-01.08.1907 Vol.-Ärztin a. d. Kgl. Univ.-Kinderklinik, Charité Berlin
01.04.1907-01.08.1907 III. Säuglingsfürsorgestelle Berlin
Dez. 1907 - Sept. 1908 St. Mary's Hospital London u. The Lister Institute of Preventive Medicine, London
1908 Ärztin an der Kinder-Poliklinik des Israelitischen Krankenhauses in Eppendorf
1909 tätig im chemischen Laboratorium des Eppendorfer Krankenhauses
1911-1933 niedergelassene Ärztin in Hamburg
1924 auch tätig in der Säuglingsberatungsstelle Hamburg
Kommentar zur Tätigkeit:
Sie promovierte als 2. Frau an der Universität München
1924 war sie eine der Teilnehmerinnen des Internationalen Ärztinnenkongresses, der vom 15.-19. Juli in London stattfand.
Auf der Sitzung des Gesamtvorstandes des Bundes Deutscher Ärztinnen am 1.-5.10.1925 in Thale referierte sie auf der Grundlage von umfangreichem statistischem Material zu den Themen "Schulgesundheitspflege" und "Schulärztin".
Sie war eine der Mitunterzeichnenden eines Briefes von Hamburger Ärztinnen an die Gesundheitsbehörde (1930), in dem diese aus sittlichen Gründen gegen die Aufstellung von Schutzmittelautomaten protestierten.
1933, z.Zt. der Inflation, unterstützte sie die Frauenbewegung mit einer Spende von 3 Milliarden Mark für die Altershilfe des BDF
Ausgebürgert 1939 zusammen mit Meyer, Jakob (Jaques), geb. 01.04.1869.
Tätigkeitsorte:
1905-1906 Cöln
1906-1907 Berlin
1907-08 London, Holland Park 81
1909, 1911 Hamburg
1919-1933 Hamburg, Rothenbaumchaussee 79
1933, 1935 Hamburg, Mittelweg 157
1936 Belgien, Großbritannien
Haupttätigkeitsort:
Hamburg
Veränderungen nach 1933:
Jüdin nach dem Gesetz vom 07.04.1933
1933 kam ihr Sohn in ein Konzentrationslager. Es gelang dem Ehepaar Meyer die Verlegung in ein Gefängnis durchzusetzen. Sein Schicksal ist nicht bekannt
1935 hatte sie einen Autounfall und liegte danach alle Ämter nieder.
1936 in einem Sanatorium in Brüssel
Emigration 1936 nach GB
1938 wird sie steckbrieflich wegen Steuerhinterziehung gesucht. Erstellung des Vermögens d. OFP 1942. 1939 wohnhaft: 83 Holland Park, London W.11
Mitgliedschaften:
Berl. Med. Ges. (seit 1907)
BdÄ (2. Vorsitzende und geschäftsführende Vorsitzende 1924/25), stellvertretende Vorsitzende der Ortsgruppe Hamburg 1926, Ausschuß für Schulfragen (1927), Delegierte zum Fachausschuß der Jugendverbände beim Akademikerinnenbund (1927) und
Vorsitzende des Ausschusses für Jugend (früher Schulausschuß 1928)
Dtsch. Ges. f. Kinderhk., 1935 aus dem Mitgliederverzeichnis gestrichen
Mitgründerin des ersten deutschen Zonta - Clubs 1931
Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (ab 1929)
Deutsch-Israelitische Gemeinde (DIG), Hamburg

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
RMK 1911, MK 1919, RMK 1933
Vjschr. Dtsch. Ärztinnen 2 (1926), S. 25, 26, 3 (1927), S. 26
Mschr. Dtsch. Ärztinnen 4 (1928), S. 15, 6 (1930), S. 38
Die Frau 31 (1923/24), S.91
Verh. d. Berl. Med. Ges., Gesellschaftsjahr 1907, 38 (1908), Mitgliederverzeichnis. Jahresverz. d. a. d. dtsch. Univ. ersch. Schriften
A. Langelüddeke, Das medizinische Groß-Hamburg, 1924, S. 91
Lehmann, Hepp, Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger, 1985, Liste 115
"Es begann vor hundert Jahren. Die ersten Frauen an der Universitäten Marburg und die Studentinnenvereinigung bis zur Gleichschaltung im Jahre 1934. In: Schriften der Universitätsbibliothek Marburg 76, Marburg 1997
Ärztin in Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft 1924 - 1999. Festschrift des Deutschen Ärztinnenbundes e. V. ... Greven 1999
Eduard Seidler: Kinderärzte 1933-1945 ... Bonn 2000, S. 255
Ebert, Monika: Zwischen Anerkennung und Ächtung. Medizinerinnen der Ludwig-Maximilians-Universität in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neustadt an der Aisch 2003. S. 73 - 75
Offenborn, Peter: Lilly Meyer-Wedell. Hamburg 2008
Villiez, Anna von: Mit aller Kraft verdrängt. München u.a. 2009, S. 360-361. (Studien zur jüdischen Geschichte. 11)
Archivalien

Eigene Publikationen

Publikationen:
Zur Kenntnis der aufsteigenden Sekundär-Degeneration im menschlichen Halsmark. München, Diss. Med. v. 1905
Über die von G. Tsuchiga angegebene Methode zur Bestimmung von Eiweiß im Harn (Jahrbücher der Hamburgischen Staatl. Krankenanstalten, hrsg. von Prof. Lenhartz, u. a. BD. XIII, Jg. 1908, Hamburg und Leipzig 1909, S. 26f.
Der FAD in Hamburg. (Jüd. Wohlfahrtspflege und Sozialpolitik. 4(1933), Nr. 1/2
Blood examinations in pregnancy. (BJOG: an international journal of obstetric and gynecology. Vol. 50(1943), 405-416)
Über die Brauchbarkeit der sogen. 'Pankreasreaktion'` nach Cammidge. - (von O. Schumm u. C. Hegler unter Mitwirkung von Frau Dr. Meyer-Wedell)(Münch. Med. Wschr. (1909, S. 1878)
Deskriptoren:
Fachgesellschaften
Frauenvereine
jüdische Abstammung
Sexualaufklärung
Standespolitik
BDÄ (Bund Deutscher Ärztinnen)
Abitur
Approbation im Kaiserreich