Maria, Gräfin von Linden

Allgemeines

Nachname:
Linden
Vorname:
Maria, Gräfin von
Geburtsdatum:
18.07.1869
Geburtsort:
Burgberg b. Heidenheim
Sterbedatum:
1936
Sterbeort:
Lichtenstein
Sonstiges:
Vater: Graf Edmund von Linden, ehemaliger Offiziert
Mutter: Gräfin Eugenie v. Linden, geb. Freiin Hiller von Gärtringen.
Sie lebte bis 1933 in Bonn in dem gleichen Haus wie Johanna Hertz und deren Mutter bis 1933

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Elementarunterricht (lesen,schreiben, rechnen) ab sechs Jahren bei dem Dorfschullehrer Fischer, Sept. 1883 - Sommer 1888 Besuch des Victoria-Pensionats in Karlsruhe und die mit dem Großherzoglichen Viktoriapensionat verbundene höhere Töchterschule Karlsruhe, wobei sie in der zweiten Hälfte ihres Aufenthaltes Privatunterricht in Mathematik und Latein nahm, 1888 - 91 Privatunterricht, Vorbereitung auf das Abitur
Sommer 1891 Abitur am Realgymnasium Stuttgart
Zum WS 1892 Immatrikulation als erste Studentin an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Univ. Tübingen, Studium der Anatomie und Physiologie, sechs Sem. Naturwiss.
1895 erste Frau der Uni Tübingen, die den Titel "Doktor der Naturwissenschaften" erhält (Dr. rer. nat.). Fächer: Zoologie, Botanik und Physik.
"Die Entwicklung der Skulptur und der Zeichnung bei den Gehäusschnecken des Meeres." Tübingen, Diss. rer. nat. 1895

Beruf

Art der Tätigkeit:
1896 - 1906 wiss. Assistentin an zoologischen u. anatomischen Instituten in Halle, Tübingen u. Bonn
Mai 1908 Leiterin des neu eingerichteten parasitologischen Laboratoriums am Hygiene-Inst. der Universität Bonn, dem sie bis 1933 als Oberassistentin vorstand
Kommentar zur Tätigkeit:
Insgesamt sind von v. Linden 67 wissenschaftliche Veröffentlichungen in ihrem Hauptarbeitsgebiet Parasitologie und Bakteriologie erschienen.
Auf dem Gebiet der Zoologie und der Zoophysiologie (= ihr Promotionsfach) sind 38 Veröffentlichungen erschienen.
Im Jahre 1900 (evtl. 1901) erhielt v. Linden für ihre Arbeit "Die Farben der Schmetterlinge und ihre Ursachen" von der französischen Akademie der Wissenschaften den "Da-Gama-Machado-Preis".
Am 30.4.1910 erhielt sie - als eine der ersten Frauen Deutschlands - in Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Leistungen den Titel eines Professors - einer Professorin! Sie erhält jedoch keine Lehrerlaubnis.
1912 hält sie auf dem zehnten internationalen Tuberkulosekongress in Rom einen Vortrag über die Ergebnisse des Finklerischen Heilverfahrens bei der Impftuberkulose des Meerschweines.
Am 16.9.1912 hält sie auf der 84. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Münster einen Vortrag über Tierversuche zur Tuberkulose.
Tätigkeitsorte:
1896-98: Tübingen
1899-1933: Bonn, dort: Quantiusstr. 13 (1919 bis 1933)
danach Liechtenstein/Schweiz
Haupttätigkeitsort:
Bonn
Veränderungen nach 1933:
Zum 1. Oktober 1933 wurde Gräfin v. Linden durch den §6 zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums 65-jährig in den Ruhestand versetzt. Sie beantragte ein Forschungsstipendium, um am Krebsforschungsinstitut bei Dr. A. Nebels arbeiten zu können, welches allerdings abgelehnt wurde. Sie hielt sich dann in Schaan im Fürstentum Liechtenstein auf. Bei der Beantragung eines Heimatscheins wurde Gräfin Lindens Loyalität zum Dritten Reich durch den deutschen Konsul in Liechtenstein in Frage gestellt. Tatsächlich stand sie dem Dritten Reich auch sehr kritisch gegenüber und gibt es als Emigrationsgrund an. Sie steht während dieser Zeit in engem Kontakt mit Emigranten und der jüdischen Familie des Physikers Heinrich Hertz, dem sie bei der Emigration und Etablierung in Norwegen behilflich ist.
Sie stirbt 1936 an einer Lungenentzündung

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
Die Frau 3 (1895/96), S. 444, 8 (1900/01), S. 312, 17 (1909/10), S. 750-51
Die Frau der Gegenwart. Dtsch. Zsn. für moderne Frauenbestrebungen. 8 (1913) 3, S. 69
Münch. med. Wschr. 67 (1920), S. 521, 1240, 8 oder 3 (1929), S. 124, Fischers Biograph. Lex. 1860-1930, Bd. 2, S. 918
Dtsch. Ärztebl. 66 (19.9.1936), Nr. 38, S.?
Cummulated Index Medicus 1927-1945
Kretschmer, J.: Aufsatz über v. Linden, in: Attempto 33/34 (1969), S. 78-88
Kretschmer, Johanna: Maria von Linden - die erste Studentin der Universität Tübingen, in: Attempto 33/34 (1969), S. 78-88
Gemkow, M. A.: Ärztinnen und Studentinnen, Münster 1991
Flecken, Susanne: Maria Gräfin von Linden. In: 100 Jahre Frauenstudium. Frauen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. (Hrsg.) Annette Kuhn. Dortmund. 1996. S.117-125
Flecken, Susanne: Maria Gräfin von Linden. Wissenschaftlerin an der Universität Bonn von 1899 bis 1933. In: Barrieren und Karrieren. Die Anfänge des Frauenstudiums in Deutschland. Dokumentationsband der Konferenz "100 Jahre Frauen in der Wissenschaft" im Februar 1997 an der Universität Bremen. Hrsg. v. Elisabeth Dickmann u. Eva Schöck-Quinteros u. Mitarb. v. Sigrid Dauks. Berlin: Trafo-Verl. Weist 2000, S. 253 - 269 (Schriftenreihe des Hedwig-Hintze-Instituts Bremen. 5)
Aretin, Felicitas von: Mit Wagemut und wissensdurst. Die ersten Frauen in Universität und Berufen. München 2018, S. 43-48
Archivalien
Portrait:
Ja, in: Kretschmer, J.: M. v. Linden - die erste Studentin....,S 79, 87, 88
Aretin 2018, a,a,O., S. 42, 45, 46, 48
Archiv der deutschen Frauenbewegung

Eigene Publikationen

Autobiographie:
Linden, Maria: Maria Gräfin von Linden. Erinnerungen der ersten Tübinger Studentin. (Hrsg.) Gabriele Junginger. Tübingen, 1991. (2. erw. Aufl. 1998)
Publikationen:
Die Entwicklung der Skulptur und der Zeichnung bei den Gehäuseschnecken des Meeres. Tübingen, Diss. rer. nat. 1895
Die Assimilationstätigkeit bei Schmetterlingspuppen, Leipzig, 1912
Erfahrungen der Kupferbehandlung b. d. experimentellen Tuberkulose d. Meerschweinchens u. bisherigen Ergebnissen d. Kupferbehandlung bei Neucatodenerkrankungen. (Veröffentlichungen aus dem Gebiete der Medizinalverwaltung 6. Bd. 6. Hft.)
Erfahrungen der Kupferbehandlung bei der experimentellen Tuberkulose des Meerschweinchens und bei den verschiedenen Formen der Tuberkulose des Menschen: die bisherigen Ergebnisse der Kupferbehandlung bei Nematodenerkrankungen mit besonderer Berücksichtigung der experimentellen Trichinose. Berlin 1917
Das Kupfer als Wurmmittel. Leipzig, 1918
Über die bisherigen Tatsachen und die therap. Aussichten der Kupfertherapie (Ther. Monatshefte 1919, H. 5, S. 163) (zit. nach: Schmidt's Jahrbücher ... 331(1920), 147
Parasitismus im Tierreich. ( Die Wissenschaft Bd. 58)
Parasitismus im Tierreich. Braunschweig 1915
Experimentalforschungen zur Chemotherapie der Tuberkulose mit Kupfer- und Methylenblausalzen. Leipzig 1920
Die entwicklungshemmende Wirkung von Kupfersalzen auf Krankheit erregende Bakterien. (Zbl. f. Bakt. Abt. I Orig. 85 H. 2, zit. nach: Dtsch. med. Wschr. 46(1920), 1286)
Die bakterizide Wirkung des Urins mit intravenösen Einspritzungen von Kupfersilikat behandelter Patienten. (Berl. klin. Wschr. 1921, Nr. 44, S. 1300) (Münch. med. Wschr. 68 (1921), S. 501)
Kupfersiliciumpräparate (Orinol, Mund-, Gurgelwasser und Schnupfensalbe) als Schutz- und Heilmittel bei katarrhalischen Erkrankungen des Halses und der oberen Luftwege. (Münch. med. Wschr. 71 (1924), S. 1096 - 1097)
und Zennek, L.: Untersuchungen über das Ulmensterben in den Beständen der städtischen Gartenverwaltung d. Stadt Bonn und andere Orte. (Centralbl. für Bakteriologie, Abt. I, Bd. 69 (1928)) S.340-351
Die Herstellung antiseptischen Naht - und Verbandmaterials durch Imprägnierung mit Kupfersalzen. (Münch. med. Wschr. 76. Jg. (1929), S. 124)
Das bakteriologische Verhalten des Cu- und Jod-Catguts nach längerem Verweilen in der Naht. (Zentralbl. für Gynäk. 56. Bd. (1932)) S. 2996-3004
Die Wirkung der Kupfer- u. Jodimprägnierung bei Einführung infizierter Katgutfäden in den Organismus. (Bruns' Beitr. z. klin. Chir., Bd. 155, H. 4, 1932, zit. nach Münch. med. Wschr. 79(1932), 1250)
Die Selbststerilisierung imprägnierten Katguts in der Wunde. (Zbl. f. Chir., Nr. 25. 1932, zit. nach MMW 79(1932), 1209
u. Herzberg, E. u. Gutmann, E.: Cuprotect, ein neues reizloses und geruchloses Antisepticum für Haut und Schleimhaut. (Bruns Beitr. zur klinischen Chirurg. 158. Bd. (1933)) S.357-366
Die biologischen Wirkungen des Kupfers. (Med. Welt 8. Bd. (1934)) S. 1112-1115
Das Kupfer in seiner biologischen und therapeutischen Bedeutung. (Schweiz. med. Woch. 65. Bd. (1935) S.660-662)
Die dauerantiseptische Kupfer-Zellstoffwatte und ihre Verwendung. (Schweiz. med. Woch. 65. Bd. (1935) S.157-158) nach:(Münch. med Wschr. 82 (1935), S. 639).
Deskriptoren:
Approbation im Kaiserreich