Toni von Langsdorff

Allgemeines

Nachname:
Langsdorff
Vorname:
Toni von
Geburtsdatum:
30.09.1884
Geburtsort:
Heidelberg
Sterbedatum:
24.03.1976
Sterbeort:
Essen
Konfession:
evangelisch
Beruf des Vaters:
Oberstleutnant
Sonstiges:
V. Langsdorff wurde als ältestes von vier Kindern geboren, der Vater war Offizier. Die Mutter war seit der Geburt des dritten Kindes chronisch erkrankt, unterstützte aber ihre älteste Tochter in deren Wunsch, Medizin zu studieren. V. Langsdorff gibt insbesondere die langwierige und schwere Erkrankung ihrer Schwester an Tuberkulose an, die sie motivierte, den Beruf der Ärztin zu ergreifen.
Ihre Schwester, Hertha v. Langsdorff war auch Ärztin. Gemeinsam hatten sie zeitweilig eine Praxis.

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
V. Langsdorff besuchte zuerst die Töchterschule, nahm dann an einem privaten Gymnasialkurs teil und bestand 1900 in Aachen das Abitur.
Nach dem Abitur konnte sie sich vorerst nur als Gasthörerin immatrikulieren, was bedeutete, die Erlaubnis, eine Vorlesung besuchen zu dürfen, von jedem Dozenten persönlich erbitten zu müssen.
Sie studierte Medizin an den Universitäten Bonn, Marburg, Berlin und Heidelberg. Unter anderem wechselte sie von Bonn nach Heidelberg, weil sie sich verbesserte Studienbedingungen für Frauen erhoffte. Eine Illusion, die sich nicht erfüllte, so machte sie z.B. später Bekanntschaft mit der Sittenpolizei, die wohl auf eine Deunziation hin auf ihre "Bude" geschickt worden war. Trotzdem beschreibt sie die Universitäten Süddeutschlands als dem Frauenstudium ihrer Zeit aufgeschlossener, als diejenigen Norddeutschlands. Das Physikum bestand v. Langsdorff in Marburg, das Staats- und Doktorexamen im Mai 1910 in Heidelberg.
Ort des Staatsexamens:
Heidelberg
Datum des Staatsexamens:
Mai.1910
Ort der Promotion:
Heidelberg
Datum der Promotion:
1911
Datum der Approbation:
10.05. oder 22.08.1911

Beruf

Fachbezeichnung:
Gynäkologin, Bahnärztin (RMK 1926/27ff.), Anerkennung 1920
Art der Tätigkeit:
Ca. 1912-1913 Assistenzärztin an der Inneren Klinik, Essen
1913 - 1919 Assistenzärztin an der Frauenklinik, Essen, während des Ersten Weltkrieges vertrat sie den Chefarzt
1919 Niederlassung als Frauenärztin, Essen
1928-1929 Bahnärztin, Gynäkologin, Essen
bis zum Alter von 80 Jahren als Ärztin in Essen tätig (1964)
Kommentar zur Tätigkeit:
Nach Absolvierung des ersten Staatsexamens und der Promotion arbeitete v. Langsdorff zunächst in der Inneren Klinik, dann auf der gynäkologischen Abteilung des Städt. Krkhs. Essen, wo sie im Ersten Weltkrieg die Stelle des Chefarztes vertrat. 1919 ließ sie sich als Gynäkologin in Essen nieder. Kurz darauf bewarb v. Langsdorff sich auf eine frei gewordenene Chefarztstelle. Der Chirurg des Hauses erklärte jedoch, man könne ihm nicht zumuten, auf gleicher Stufe mit einer Frau zu arbeiten.
1924 gründete sie mit Heussler-Edenhuizen den deutschen Ärztinnenbund, gehörte jahrelang als Schatzmeisterin dem Vorstand und dem Ausschuß des BDÄ für Fragen zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten an. Darüber hinaus war sie als Delegierte bei den Mitgliederversammlungen des Internationnalen Ärztinnenbundes in London, Paris 1926 und Prag 1928.
Tätigkeitsorte:
1913-1919, 1926/27 - 1978: Essen, dort: Huyssenallee 20 (RMK 1928), Bismarckstr. 11 (RMK 1929-1937)
1945 - 1978 Essen, dort: Essen-Bredeweg, Am Ruhrstein 11, Rüttenschneider Str. 18.
Haupttätigkeitsort:
Essen
Veränderungen nach 1933:
Anwärterin NSD-Ärztebund, zugelassen Amt für Volksgesundheit.
Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurde das Haus und damit die Praxis v. Langsdorffs ausgebombt. Als politisch Unverdächtige wurde sie nach Ende des Krieges in den Vorstand der Ärztlichen Vereinigung, der Ärztekammer, in die Ausschüsse für Facharztanerkennung und Zulassung und in den Gutachterausschuß zur Schwangerschaftsunterbrechung gewählt.
1945 war sie maßgeblich am Wiederaufbau des von den Alliierten vorübergehend aufgelösten DRK als stellvertretende Vorsitzende und Leiterin der Frauenarbeit im Kreisverband Essen beteiligt. Sie setzte sich insbesondere für das Müttergenesungsheim "Vogelsang" ein. 1961 wurde ihr für ihre umfassende berufspolitische Arbeit das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen, 1968, nachdem sie bereits 1967 aus dem Vorstand ausgetreten war, die Urkunde als Ehrenmitglied des DRK.
Mitgliedschaften:
BdÄ (1924)
Anwärterin des NSD-Ärztebundes
Mitte der 40ziger Jahre Ärztliche Vereinigung, Ärztekammer
Dtsch. Akademikerinnenbund
Hartmannbund (Eintritt 22.8.1949, Austritt 31.12.1952)

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
Lebenslauf (Diss.)
Mitteilgsbl. d. dtsch. Ärztinnenbundes 15 (April 1968), H. 4, S. 13, 20 (Nov. 1973), H. 11, S. 14
Ärztin 7 (1975), Jg. 22, S. 5-8
McGregor Hellstedt (Hrsg.), Women Physicians of the World, 1978, S. 16-19
Vjschr. des Deutschen Ärztinnenbundes 1 (1924/25), H. 2, S. 37, (1927), S. 26
Mschr. dtsch. Ärztinnen 4(1928), S. 15, 183, 184, 225, 6(1930), S.16
Ärztin in Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft 1924 - 1999. Festschrift des Deutschen Ärztinnenbundes e.V.. Greven 1999
Klein-Sackers, in: Mitteilungsbl. d. dtsch. Ärztinnenbundes 15 (April 1968), H. 4, S. 13, 20 (Nov. 1973), H.11, S. 14
Archivalien
Portrait:
Ja, in: McGregor Hellstedt (Hrsg.), Women Physicians of the World, 1978, S. 16

Eigene Publikationen

Autobiographie:

Dr. med. Toni v. Langsdorff 90 Jahre. Ärztin 22(1975), H.7, S. 5-8
Publikationen:
Über das Verhalten der Erythrocytenzahlen und der Blutviskosität nach Bluttransfusion. Ein Beitrag zur Frage nach der Möglichkeit einer experimentellen Plethora. Heidelberg, Diss. Med. v. 1911
Deskriptoren:
NS-Ärztebund
Frauenvereine
NS-Gesundheitsdienst (o.ä.)
Sexualaufklärung
§ 218
Standespolitik
BDÄ (Bund Deutscher Ärztinnen)
Abitur
Approbation im Kaiserreich
BDÄ (Bund Deutscher Ärztinnen)