Blanche Marie Wilhelmine Thusnelda Irene Kommerell, geb. Forster

Allgemeines

Nachname:
Kommerell
Geburtsname:
Forster
Vorname:
Blanche Marie Wilhelmine Thusnelda Irene
Geburtsdatum:
04.12.1884
Geburtsort:
Stuttgart
Sterbedatum:
22.11.1970
Sterbeort:
Stuttgart
Kommentar zu den Lebensdaten:
Austritt am 28.11.1941 aus der kath. Kirche.
Konfession:
katholisch
Beruf des Vaters:
Rittmeister
Ehemann:
Ernst Wilhelm Kommerell
Kommentar zum Ehemann:
Oberarzt Heirat am 16.12. 1915 in Stuttgart-Cannstadt.
Kinder:
7
Kommentar zu den Kindern:
Aus der Ehe von Blanche Forster mit Ernst Kommerell gingen insgesamt sieben Kinder hervor. Ein Sohn fiel im 2. Weltkrieg. Eine Enkelin, Blanche Kommerell, Schauspielerin, lebt heute in Berlin-Kaulsdorf.
Sonstiges:
Kommerells Eltern waren Josefine Michaeala Maria de las Mercedes Forster geb. Gonzales de Larrinaga und Alfred Forster. Sie heirateten 1876.
Die Ehe wurde jedoch 1889 wieder geschieden. Die Mutter wurde 1859 in Stuttgart geboren und verstarb ebenda 1927 an einem Herzschlag. Kommerells Großvater mütterlicherseits war Don Bonifazio Gonzales de Larrinaga, ein Plantagenbesitzer und ein Baron sowie ein Ritter des Malteserordens, der 1826 in Havanna/Cuba zur Welt kam und 1855 Catharine Christine Herrmann, die 1828 in Stuttgart geboren wurde, heiratete (=Kommerells Großmutter). Kommerells Vater wurde 1851 in Schwäbisch Gmünd geboren und verstarb 1929 in Wien an einer Gallenblasenentzündung. Blanche Kommerell, geb. Forster hatte zwei Geschwister, Alfons, ein Offizier, geboren 1881 und im ersten Weltkrieg 1914 gefallen, und Robert, dessen Geburtsdatum unbekannt ist, der jedoch am 2.7.1932 verstarb. Er war von Beruf Musiker, Bühnenautor und Schauspieler.
Dr. Ernst Wilhelm Kommerell, den Blanche Forster am 16.12.1915 in Stuttgart-Cannstadt heiratete, war von Beruf ebenfalls Arzt (Arzt für innere Krankheiten lt. RMK 1937 und Bahnarzt. Er wurde am 11.1.1885 als Sohn des Medizinalrates und Oberamtsarztes Dr. med. Eugen Kommerell und seiner Frau Julie in Liebenzell O/A. Calw geboren. Sein Bruder Max K. (1902-1944) war Literaturwissenschaftler.
Kommrells Ehemann erhielt 1910 seine Approbation (RMK 1937). Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor. Sie sorgte sich um diese wegen evtl. nichtarischer Abstammung und schrieb vermutlich u.a. aus diesem Anlaß am 24.1.1935 einen Brief an die Deutsche Gesandtschaft in Havana, um die arische Abstammung zu klären, denn ihr Großvater mütterlicherseits stammte aus Havana/Cuba. Aus dem Brief der Dt. Gesandtschaft in Havana geht hervor, daß die Großeltern (die Großmutter war eine geborene Herrmann) " 'arischer' (spanischer) Abstammung gewesen sind."

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Zuerst besuchte Forster die v. Prieser'sche Mädchenschule und danach das Mädchengymnasium in Stuttgart. Dort erhielt sie am 17. März 1906 das Zeugnis der Reife.
Ab Herbst 1906 war sie an der Universität München immatrikuliert und studierte dort Medizin. Am 22.2.1909 bestand sie dort die ärztliche Vorprüfung mit der Gesamtnote "sehr gut". Anschließend verbrachte sie die klinischen Semester in München und Tübingen. Am 8.12.1911 bestand sie dort das Staatsexamen/die ärztliche Prüfung mit der Note "sehr gut".
Ab dem 1. Januar 1912 arbeitete sie als Medizinalpraktikantin an der Tübinger medizinischen Universitätspoliklinik. Hier absolvierte sie die Hälfte des praktischen Jahres und war sowohl in der Ambulanz als auch im Armenarztbezirk der Poliklinik tätig. Die zweite Hälfte des praktischen Jahres verbrachte Forster an der Universitätsfrauenklinik zu Tübingen. Hier war sie vom 1.7.1912 bis zum 28.9.1912 auf der geburtshilflichen Abteilung und in der geburtshilflichen Poliklinik beschäftigt. Forster promovierte 1913 an der Universität Tübingen.
Ort des Staatsexamens:
Tübingen
Datum des Staatsexamens:
Dezember.1911
Ort der Promotion:
Tübingen
Datum der Promotion:
1913
Ort der Approbation:
Tübingen
Datum der Approbation:
31.12.1912

Beruf

Fachbezeichnung:
Internistin (RMK 1935), Sportärztin (RMK), Bahnärztin
Art der Tätigkeit:
ca. Okt. 1912 - Febr. 1914: Assistenzärztin an der medizinischen Poliklinik und später an der Medizinischen Klinik in Tübingen
April 1914- Febr. 1916: Assistenzärztin an der inneren Abteilung des städt. Kreiskrankenhaus in Stuttgart-Cannstadt
1919: Niedergelassene Ärztin f. innere Krankheiten in Stuttgart mit eigener Praxis (RMK)
1935: Fachärztin f. innere Krankheiten, Leiterin d. kath. Eheberatungsstelle (RMK)
1937: Hilfsärztin am städt. Gesundheitsamt und Sportärztin in Stuttgart (RMK)
1937-1970: Ärztin in Stuttgart
1945 nebenamtliche Tätigkeit als Hilfsärztin im Bereich Gesundheitslehre und Gesellschaftsärztin
Kommentar zur Tätigkeit:
Die erste Hälfte des Praktischen Jahres absolvierte sie an der Universitäts-Poliklinik in Tübingen. Zeitweilig war sie in der Ambulanz beschäftigt und sie hatte auch im Armenarztbezirk der Poliklinik zu tun. Anschließend absolvierte sie die zweite Hälfte ihres praktischen Jahres (01.07.12-28.09.12) an der Universitätsfrauenklinik in Tübingen. Dort war sie in der geburtshilflichen Abteilung und in der geburtshilflichen Poliklinik beschäftigt und erlernte die Leitung von normalen und pathologischen Geburten. Im Anschluß daran begann Forster nach ihrer Promotion 1913 als Assistenzärztin an der Medizinischen Klinik und Nervenklinik zu Tübingen zu arbeiten. Hier arbeitete sie in der Poliklinik, wo sie zusammen mit Prof. Otfried Müller (Direktor) tierexperimentelle Arbeiten ausführte. Danach sammelte sie im Dorf Lustnau in einer Distriktspraxis weitere Erfahrungen als Ärztin. Zeitweilig war sie im Armenarztbezirk Lustnau bereits selbständig tätig. In der Tübinger Nervenklinik leitete sie die "Weiberstationen und die Isolierabteilung für die verschiedenen Infektionskrankheiten". Außerdem führte sie die Abderhaldenschen Untersuchungen für die Klinik durch. Kleinere Operationen lagen ebenfalls in ihrem Tätigkeitsbereich. Nach der Tübinger Zeit zog sie nach Stuttgart, um dort am 01.04.14 an der inneren Abteilung des städtischen Krankenhauses ihre Tätigkeit als Assistenzärztin aufzunehmen.
Im ersten Weltkrieg war sie am Haueisenlazarett, welches an das Krankenhaus angegliedert war, als ordinierende Ärztin beschäftigt. Ab 1919 erscheint ihr Name im RMK, sie ist jedoch von 1926/27-1935 dort nicht verzeichnet. Im November 1929 leitete sie einen Abendkurs für den Verband der weiblichen Handels-und Büroangestellten. Der Kurs handelt von der "Psychologie der Frau" und sollte an zwei bis drei Abenden stattfinden.
1935 leitet sie eine katholische Eheberatungsstelle (RMK) und arbeitet dann in den folgenden Jahren in der Praxis ihres Mannes mit (1945-70).
Vorträge als Gausachbearbeiterin in der NS-Frauenschaft. Am 10.3.1963 erhält Forster zur Würdigung anläßlich der fünfzigsten Wiederkehr ihres Promotionstages ein erneutes Doktordiplom, verliehen von der medizinischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität zu Tübingen.
Tätigkeitsorte:
ca. Okt. 1912 - Febr. 1914: Tübingen
April 1914 - Febr. 1916: Stuttgart-Cannstadt
1919-1970: Stuttgart, dort:
Neckarstr. 20 (RMK 1935, 1937)
Adalbert-Stifter-Str. 9 (1945)
Haupttätigkeitsort:
Stuttgart
Veränderungen nach 1933:
Mitglied in der NSDAP, in der NS-Frauenschaft, im NSD-Ärztebund, zugelassen Amt für Volksgesundheit. Sie hält Vorträge als Gausachbearbeiterin in der NS-Frauenschaft (RÄK 1945)
Mitgliedschaften:
Dtsch. Sportärzte-Bund.
NSDAP
NSD-Ärztebund
NS-Frauenschaft
BdÄ (ausgetreten 1930)

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
MK 1919, RMK 1935, 1937
Lebenslauf (Diss.)
Glaubrecht, Martin: Kommerell, in: NDB, Bd. 12 (1980), S. 480-483
Eintrag in der Mitgliederliste des Dt. Sportärzte-Bundes, in: Sportarzt 9 (1933), Nr. 13, S. XLVIII
Archivalien (umfangreich)
Mschr. Dtsch. Ärztinnen 6(1930), 160
Portrait:
Ja, es sind verschiedene Kopien von Photographien vorhanden, bereitgestellt von der Enkelin, u.a. das Hochzeitsfoto von Blanche und Ernst. Die Originale befinden sich im Besitz der Enkelin.

Eigene Publikationen

Publikationen:
Sollen Schutzmittelautomaten aufgestellt werden? (Ärztin 5 (1929), H. 12, S. 242-244)
Zur Frage des Herzschlagvolumens. Tübingen, Med. Diss. v. 1913
Deskriptoren:
NS-Ärztebund
NS-Position
NS-Frauenschaft
Approbation im Kaiserreich
Einsatz im 1. Weltkrieg
NS-Gesundheitsdienst (o.ä.)
NSDAP
Gesundheitsaufklärung
Öff. Gesundheitswesen
Abitur
BDÄ (Bund Deutscher Ärztinnen)