Alexandrine Kastner, geb. Jacoby

Allgemeines

Nachname:
Kastner
Geburtsname:
Jacoby
Vorname:
Alexandrine
Geburtsdatum:
04.04.1877
Geburtsort:
Dresden
Sterbedatum:
1942 (nach)
Sterbeort:
Trawniki
Kommentar zu den Lebensdaten:
verschollen in Trawniki nach April 1942
Konfession:
evangelisch
Ehemann:
Otto Kastner
Kommentar zum Ehemann:
Arzt, 1880-1938, Stadtobermedizinalrat, Kinderarzt, Stadtschularzt, keine Praxis (RMK 1933) Eheschließung August 1910 in München. Er beging 1938 Selbstmord
Kommentar zu den Kindern:
Hans Werner Kastner, geb. 04.01.1913., verstorben 1989. Er konnte noch vor Ausbruch des 2. Weltkrieges nach England emigrieren
Sonstiges:
Mutter: Jenny Jakoby. Sie stammte aus einer Juweliersfamilie. Ihr Haus in der Lothringer Straße in Dresden wurde während des Nationalsozialismus das "Judenhaus", in dem auch Victor Klemperer und seine Frau eine Zeit lang wohnten.
Sie war eine hervorragende Musikerin und konnte hervorragend Klavier spielen
Ihr Mann wurde 1933 aus allen Ämtern entlassen und in den Ruhestand versetzt. Er unterhielt 1935 eine Privatpraxis. 1935 wurde er "wegen unsittlichen Verhaltens deutschblütigen Frauen gegenüber" in Haft genommen. Freispruch 1935, Wiederholung der Anklage 1937. Er erhängte sich am 21,02.1938 in der "Schutzhaft".

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Kastner besuchte die 10klassigen Privatschule von Rabenhorst in Dresden und widmete sich im Anschluß einem privaten Musikstudium. Sie besuchte 3 Jahre lang das Kgl. Konservatorium für Musik in Dresden, das sie 1901 mit dem Zeugnis der Reife als Konzertpianistin abschloß.
Von 1905 bis 1907 besuchte sie die Sickenbergschen Privatgymnasialkurse, und legte schließlich im Juli 1907 ihr Abitur am Kgl. Maximiliansgymnasium in München ab.
Die ersten 10 Semester ihres Medizinstudiums verbrachte sie in München, legte ihr Physikum ab und bestand dort im März 1913 das Staatsexamen.
Als Medizinalpraktikantin arbeitete sie anschließend 4 Monate an der chirurgischen Universitätsklinik in München, (1.5.1913 - 1.9.1913), mußte das praktische Jahr krankheitshalber vom 1.9.1913 - 1.2.1914 unterbrechen und war 7 Monate an der Inneren Abteilung des Johannstädter Stadtkrankenhauses in Dresden beschäftigt, (1.2.1914 - August 1914).
Bei Heidel wird das Datum des Staatsexamens mit 1912, das Datum der Approbation mit 1913 angegeben, im Lebenslauf ihrer dissertation steht als Datum für das Staatsexamen 1913
Ort des Staatsexamens:
München
Datum des Staatsexamens:
März.1913
Ort der Promotion:
Leipzig
Datum der Promotion:
1917
Ort der Approbation:
München
Datum der Approbation:
1914

Beruf

Fachbezeichnung:
Kardiologin (RMK 1926/27), Internistin (1933, 1937), Schulärztin (1933)
Art der Tätigkeit:
Hilfsärztin am Johannstädter Krankenhaus in Dresden, Innere Abt. (1.2.1914 - 1.9.1916)
Assistenzärztin am Stadtkrankenhaus Johannstadt bis 1.6.1919
1920-1938 niedergelassene Ärztin
Schulärztin (1933)
Kommentar zur Tätigkeit:
sie war Schulärztin an der Staatlichen höheren Mädchenbildungsanstalt in Dresden-Johannstadt.
Tätigkeitsorte:
1914, 1926/27-1938 Dresden, dort:
1920: Eliasstr. 22
1933, 1937: Eliasstr. 4
1939 wohnhaft Berlin W 30, Schöneberg, Hohenstaufenstr. 9
1942 wohnhaft Berlin W 50, Regensburger Str. 30
Haupttätigkeitsort:
Dresden
Veränderungen nach 1933:
Jüdin nach dem Gesetzvom 07.04.1933. Entzug der Zulassung von der Rechnungserstattung durch den Krankenversicherungsverein "Deutscher Ring" ab 01.04.1934. Entzug der Kassenlassung Oktober 1934. Approbationsentzug 1938. Nach dem Tode ihres Mannes 1938 (er beging Selbstmord im Gefängnis) zog sie nach Berlin
Transport v. 02.04.1942 nach Trawniki, dort: verschollen

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
Lebenslauf (Diss.)
RMK 1919, 1926/27, 1933, 1937
Lebenslauf i. d. Diss.
Gedenkbuch Berlins 1995, S: 623
Gedenkbuch - Opfer d. Verfolgung d. Juden, Bd. 1, S. 706
Leibfried/Tennstedt, Berufsverbote, 1980, S. 262.
Seidler, E.: Kinderärzte 1933-1945... Bonn 2000, S. 207, 2., erw. Neuaufl. Basel 2007, S. 234-235
Archivalien
Heidel, Caris-Petra: Jüdische Ärztinnen in Dresden. In: "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen" ein medizin- u. wissenschaftshistorisches Florilegium: Festgabe für Inrid Kästner zum 60. Geburtstag, hrsg. v. Regine Pfrepper et al., S. 161 - 162. (Deutsch-russische Beziehungen in Medizin und Naturwissenschaften. 5)
Herrlich, Mario: Jüdische Ärzte in den Kreishauptmannschaften Dresden-Bautzen, Chemnitz und Zwickau vor und nach 1933 in Deutschland. Leipzig, Med. Diss. v. 25.04.1996, S. 40-41

Eigene Publikationen

Publikationen:
Über Endocarditis lenta. Leipzig, Diss. med. v. 1917
Deskriptoren:
Approbation im Kaiserreich
Vorberuf
jüdische Abstammung