Maria Anna Ottilie Moesta

Allgemeines

Nachname:
Moesta
Vorname:
Maria Anna Ottilie
Geburtsdatum:
01.11.1867
Geburtsort:
Neidendorf (Preußen)
Sterbedatum:
17.04.1945
Sterbeort:
Leipzig
Konfession:
evangelisch

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Medizinstudium und medizinisches Staatsexamen in der Schweiz
1897 Promotion in Zürich. Vor 1902 Physikum und Staatsexamen in Marburg
Ort des Staatsexamens:
Marburg
Datum des Staatsexamens:
1902
Ort der Promotion:
Zürich
Datum der Promotion:
1897
Datum der Approbation:
1902

Beruf

Fachbezeichnung:
Ärztin für Frauen und Kinder (RMK 1919)
Fachärztin für Frauen- und Kinderkrankheiten (RMK 1935)
Art der Tätigkeit:
Kassenärztin bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Barmen (Mai-Juli 1898)
niedergelassene Ärztin in Barmen (Juli 1898-Ostern 1902) ohne deutsche Approbation
niedergelassene Ärztin in Leipzig (Ostern 1902-1938)
Kassenärztin bei der Postkrankenkasse in Leipzig (ab 1907)
WS 1914/15 - WS 1919/20 angestellte Ärztin für weibliche Studierende (lt. Personal- u. Vorlesungsverzeichnis Uni Leipzig)
Kommentar zur Tätigkeit:
Von Mai bis Juli 1898 wurde Anna Moesta von der Ortskrankenkasse in Barmen als Kassenärztin für die weiblichen Mitglieder festangestellt. Sie wurde aber nicht in die bestehenden Verträge mit den übrigen Kassenärzten aufgenommen, sondern zu Bedingungen, die denen in den Landmannschen Reformplänen zum Kassenarztsystem entsprachen, angestellt: Sie sollte ein festes Jahresgehalt von 4000 Mk. erhalten, durfte jedoch neben ihrer Kassentätigkeit keine Privatpraxis betreiben. Vertraglich festgelegt war auch eine Honorarerhöhung bei zunehmender Kassenpraxis und ein Urlaubsanspruch von drei Wochen im Jahr. Die Kasse stellte ihr Räume und Ausstattung für eine Poliklinik, sowie eine Wohnung zur Verfügung. (Die Anstellung A. Moestas geschah zu der Zeit, als in der Auseinandersetzung über die Reformpläne zum Kassenarztsystem zwischen den Krankenkassen und den Kassenärzten ein sogenannter "Ärztestreik" stattfand. Anna Moesta, die einen anderen Vertrag hatte, von dem Streik nicht betroffen war und als Streikbrecherin fungierte, war jedoch bis Juli 1898 als Kassenärztin tätig: Der "Bergische Ärzteverein" hatte beim Regierungspräsidenten in Düsseldorf Beschwerde über die Anstellung von Anna Moesta als in der Schweiz approbierte Ärztin eingelegt. Die Aufsichtsbehörden forderten ebenfalls die Entlassung Moestas aus der Ortskrankenkasse, da sie nicht in Deutschland approbiert war. Obwohl die Rechtslage bezüglich der Forderung der Ärzteschaft, nur in Deutschland approbierte Ärzte zuzulassen, gänzlich ungeklärt war, mußte Anna Moesta ihre Kassenpraxis aufgeben, nachdem der Bremer Oberbürgermeister der Krankenkasse mit einer Geldstrafe von 10 Mk pro Vorstandsmitglied für jeden Tag, den A. Moesta weiterpraktiziern würde, drohte. Obwohl die Krankenkasse sich für ihre Weiterbeschäftigung einsetzte, trat sie "freiwillig" von ihrem Vertrag zurück und praktizierte auf eigene Rechnung in der von der Kasse eingerichteten Poliklinik, in der sie bis zu ihrer Übersiedlung nach Leipzig Ostern 1902 ihre Privatpraxis ausübte. Versuche der Barmener Ortskrankenkasse, Anna Moesta als Kassenärztin wiederanzustellen scheiterten an der Rechtsauffassung des Handelsministeriums, das eine entgültige Entscheidung verweigerte, bis eine einheitliche Regelung der Frage für das gesamte Reichsgebiet getroffen sei. Die Auseinandersetzung um die Anstellung Anna Moestas nahm die Barmener Ortskrankenkasse zum Anlaß, auf der Jahreshauptversammlung des "Zentralverbandes der Ortskrankenkassen" den Antrag zu stellen, den Bundesrat aufzufordern, eine Entscheidung herbeizuführen, ob im Ausland approbierte Ärztinnen bei Krankenkassen beschäftigt werden dürfen. Immerhin wurde ihr das Führen des Doktortitels, das ihr zunächst polizeilich verboten worden war, vom Kultusminister aufgrund ihrer Beschwerde erlaubt.
In den fast zwei Jahren, die Anna Moesta noch in Barmen blieb, leitete sie neben ihrer Privatpraxis einen Samariterkurs des Vereins "Frauenwohl" in Remscheid.
Als sie Ostern 1902 auf Einladung des ADF nach Leipzig übersiedelte, war sie im Besitz der deutschen Approbation, die sie mit dem in der Zwischenzeit in Marburg abgelegten Staatsexamen erworben hatte. In Leipzig war Anna Moesta nachweisbar bis 1935 als praktische Ärztin tätig. Sie war nach Anna Kuhnow die zweite Ärztin in Leipzig
1905 unterschrieb sie einen Aufruf des Bundes für Mutterschutz zur Schaffung von Heimen für uneheliche Mütter. 1907 wurde sie auf Antrag des Leipziger Vereins für Post- und Telegraphenbeamtinnen als Kassenärztin bei der Postkrankenkasse zugelassen.
Tätigkeitsorte:
1898-Juli 1902 Barmen
1902-1945 Leipzig, dort:
Frankfurter Str. 1 (wann ??, vor 1926)
1926/27, 1930, 1931 Harkortsstr. 15
1933, 1937 Arndtstr. 6
1937/38 C1, Ferdinand- Rhode-Str. 20
1945 noch wohnhaft: Ferdinand-Rhode-Str. 2c/III (= 20?)
Haupttätigkeitsort:
Leipzig
Veränderungen nach 1933:
ab 27.02.1938 Verzicht auf Ausübung des ärztlichen Berufes (RÄK 1945)
Mitgliedschaften:
Bund für Mutterschutz (o.J.)

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
MK 1919, RMK 1933, 1937
RMK 1937, Nachtrag 1 v. Febr. 1938. Leipzig 1938, S. 160
Ziegeler: Weibliche Ärzte, 1993, S. 57, 74-79, 81, 82
Rohner, H., 1971, S. 87
Zschr. Bekämpf. Geschl. krkh. III 1905, S. 157
Die Frau 4 (1898), S. 166, 5 (1897/98), S. 760-761, 6 (1898/99), S. 441
Nowacki, B., 1983, S. 146
Frauenbewegung 4 (1898), S. 166
Archivalien
Bachhuber, Dagmar: Dr. med. Elisabeth Herzfeld (1890-1966). Eine der ersten in Leipzig niedergelassenen Ärztinnen. Leipzig, Med. Diss. v. 16.04.2002
Richter, Pia: Frauen in der Wissenschaft. Die ersten Habilitandinnen an der Leipziger Medizinischen Fakultät (1925 - 1970). Leipzig 2005, S. 27 - 28. (Beitr. z. Leipziger Univ.- u. Wissenschaftsgeschichte, Reihe B, Bd. 5)

Eigene Publikationen

Publikationen:
Über ein Pulsionsdivertikel des Oesophagus. Zürich, Diss. Med. v. 1897
Die freien Berufe Amerikas zur Prohibition (Dtsch. Ärztebl. (1930), S. 288)
Deskriptoren:
Frauenvereine
Approbation im Kaiserreich
sozialpol. Engagement
nur Schweizerische Approbation