Laura Turnau

Allgemeines

Nachname:
Turnau
Vorname:
Laura
Geburtsdatum:
23.09.1882
Geburtsort:
Wien
Sterbedatum:
12.10.1978
Sterbeort:
Mattwil (Schweiz)
Beruf des Vaters:
Jurist
Kommentar zu den Kindern:
Turnau nahm Pflegekinder auf
Sonstiges:
Turnau hatte drei Geschwister

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Mit zwölf Jahren Übersiedlung nach Zürich, 1894 - 1897 Schulbesuch in Zürich, 1897-1901 Maturitätsklasse des Züricher Lehrerinnenseminars, daneben Privatunterricht zur Vorbereitung auf die Reifeprüfung, 1901 eidgenössische Maruritätsprüfung abgelegt
Studium: 1901-1907 Medizinstudium in Genf und Zürich, 1907 Staatsexamen in der Schweiz
1931 Staatsexamen in Deutschland
Ort des Staatsexamens:
Berlin
Datum des Staatsexamens:
1931
Ort der Promotion:
Bern
Datum der Promotion:
1909
Ort der Approbation:
Schweiz
Datum der Approbation:
1931

Beruf

Fachbezeichnung:
Kinderärztin (RMK 1933)
Art der Tätigkeit:
1907-1914 Assistenzärztin in pädiatrischen Kliniken in Deutschland
1914-1933 niedergelassene Ärztin in Berlin, (bis 1931 ohne deutsche Approbation)
Ärztin in einer städtischen Säuglingsfürsorgestelle und in der Kinderpoliklinik in Berlin
Ärztin zweier Kinderheime der Heilsarmee in Berlin
1915 Ärztin in der Poliklinik für Frauen in Berlin, Kaiserstr. 34 (Sprechstunde für Kinder- und Säuglingskrankheiten)
Kommentar zur Tätigkeit:
Sie ließ sich als Kinderärztin in Berlin nieder mit dem Zusatz "approbiert in der Schweiz" auf Praxisschild, Briefkopf und Briefbogen. Wegen dieser Titelbezeichnung hatte sie zwar im Unterschied zu anderen Ärztinnen niemals Schwierigkeiten, die Kassenpraxis war ihr jedoch aufgrund ihrer ausländischen Approbation versperrt.
In der Poliklinik für Frauen hielt sie zumindest 1915 die neu eingerichtete regelmäßige Sprechstunde für Kinder- und Säuglingskrankheiten ab.
1924 war sie neben Hermine Heusler-Edenhuizen Ansprechpartnerin für Mrs. Lovejoy, die beide besuchte, um nationale Gruppen für eine internationale Ärztinnen-Organisation zusammenzubringen. Im Bund Deutscher Ärztinnen war L. Turnau eines der führenden Mitglieder. Bis 1930 war sie zusammen mit H. H.- Edenhuizen Mitherausgeberin der Vjschr. d. Bund Deutscher Ärztinnen.
1930 wurde L. Turnau Präsidentin der internationalen Kommission für Volksgesundheit. Ein von ihr im gleichen Jahr zusammen mit E. Schwörer-Jalkowski ausgearbeiteter Gesetzentwurf für ein Reichshebammengesetz wurde im Reichstag eingebracht, kam aber vor der Reichstagsauflösung nicht mehr zur Verhandlung.
Neben ihrer umfangreichen beruflichen- und Vereinstätigkeit nahm sie privat Pflegekinder auf.
1926 nahm Turnau an einem Ärztinnenkurs für Frauengymnastik in Zuoz teil.
1931 trat sie von ihrer Funktion als Vorstandsmitglied in mehreren ärztlichen Standesvereinen und von allen anderen Vereinstätigkeiten zurück.
Nach einem Kurs über Volkshygiene, den sie 1933 in einem Volkshochschulheim in den Graubündner Bergen abhielt, kehrte sie nicht mehr nach Deutschland zurück, da sie sich aufgrund ihrer jüdischen Vorfahren gefährdet sah. In einem Haus in der Schweiz, daß ihr eine Schulkameradin zu einem geringen Mietzins überließ, eröffnete sie mit ihren 8 aus Deutschland mitgebrachten Pflegekindern und einer Krankenschwester ein Kinderheim (= Kinderheim Morgenlicht). Nachdem das Heim von einem Verein übernommen worden war, bekamen sie und Schwester Hanna gratis Unterkunft und Verpflegung, jedoch kein Gehalt. Ihren Lebensunterhalt verdiente sich L. Turnau durch Vorträge und Unterricht an Mädchenschulen. Das Kinderheim, mit dem sie bis 1945 versuchte, jüdische und politisch verfolgte Kinder zu retten, führte sie auch nach Kriegsende weiter. 1967 zog sie sich in ein Altersheim im Kanton Thurgau zurück und verfasste 1971, im Alter von 88 Jahren ihre Autobiographie. 1934 eine der Herausgeberinnen des "Journal of German medical Women formerly practicing in Pediatrics in Berlin". Sie unterrichtete "public Health" in einer Schule in Zürich. (1934)
Tätigkeitsorte:
1907-1914 Pädiatrische Klinik in Deutschland
1919, 1926/27, 1929 Berlin, Kaiser-Allee 202
1931, 1933 Berlin, Kaiserallee 203
1933-1971 Schweiz
Haupttätigkeitsort:
Berlin
Veränderungen nach 1933:
Jüdin nach dem Gesetz vom 07.04.1933
1933 mit acht ihrer Pflegekinder Emigration in die Schweiz
Ihr war es nicht möglich, die ärztliche Tätigkeit dort auszuüben, doch sie unterhielt ein Kinderheim im Osten der Schweiz und unterrichtete Öffentliche Gesundheitspflege in einer Wohlfahrtsschule für Frauen in Zürich
Mitgliedschaften:
Bund Deutscher Ärztinnen (Mitbegründerin 1924, Vorstandsmitglied 1928-1930, Ausschuß für Leibesübungen 1927, Leiterin des Ausschusses für Berufsberatung 1928-1930, Schatzmeisterin 1924-1930)
Verein Krankenhaus weiblicher Ärzte e. V. (1914)
Verein sozialistischer Ärzte (bis 1928, Vorstandsmitglied bis 1928)
Internationale Kommission für Volksgesundheit (Präsidentin 1930)

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
MK 1919, RMK 1926/27, 1928, 1929, 1931, 1933
Jahresverz. d. a. d. dtsch. Univ. ersch. Schriften 1909/10, 2(1926), S. 114, 3(1927), S. 26, 94
Mschr. Dtsch. Ärztinnen 4(1928), S. 14, 207, 6(1930), S. 210
Die Frau 7(1931), S. 13, 22(1914/15), S. 313
Ärztin 7(1931), S. 13, 175
Jahrb. d. Vereins Krankenhäuser weibl. Ärzte e. V. 1914, S. 15
Soz. Arzt 4(1928), S. 39
Ziegeler, B., 1993, S. 100
Vjschr. d. Bundes Dtsch. Ärztinnen 2 (1926), S. 114, 3 (1927), S. 26, S. 96
Bulletin of the Medical Women's Ass. Apr. 1934 (44), S.17
Ärztin in Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft 1924 - 1999. Festschrift des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. Greven 1999
Rogger, Franziska: Der Doktorhut im Besenschrank. Das abenteuerliche Leben der ersten Studentinnen - am Beispiel der Universität Bern. Bern 1999
Franziska Rogger: "1882-1978. Dr. med. Laura Turnau: des Kinderheimes Morgenlicht Trogen". In: Frauenleben Appenzell. Beitr. z. Geschichte der Frauen im Appenzellerland, 19. u. 20. Jahrhundert. Herisau: Appenzeller Verl. 1999, 684-692
Franziska Rogger: "Dem Holocaust ins >Morgenlicht< entronnen". Appenzeller Zeitung v. 14.10.1997, Nr. 239, S. 3
Portrait:
Appenzeller Zeitung v. 14.10.1997, S. 3
Rogger F. Dr. med. Laura Turnau..., Beitr. z. Geschichte der Frauen im Appenzeller Land. Herisau 1999, S. 688

Eigene Publikationen

Autobiographie:
Meine Autobiographie (Mitteilgsbl. d. Dtsch. Ärztinnenbd. e.V. 18(1971), H. 2,3,4)
Publikationen:
Statistik der Dauererfolge aus der Bernischen Heilstätte für Tuberkulöse Heiligenschwendi bei Thun. Bern, Diss. Med. v. 1909
Die Ärztin. (Merkblätter für Berufsberatung der Dtsch. Zentralstelle f. Berufsberatung der Akademiker e.V. 1928, o.S.)
Studium und Berufskrise der Ärztin (in: Wohin: ein Ratgeber zur Berufswahl der Abiturienten ...1929/30)
Über die Neuordnung der Wochenfürsorge (Vjschr. d. Bundes Dtsch. Ärztinnen 1(1924), S. 75 f)
Frauensport und Sportärztin (Vjschr. d. Bundes Dtsch. Ärztinnen 1(1924), S. 146f)
Die deutsche Ärztin. Statistische Notizen. Zusammengestellt von Dr. Anne Marie Durand-Wever, München und Laura Turnau, Berlin (Vjschr. Dtsch. Ärztinnen 2(1926), S. 89)
Zu einem Reichshebammengesetz (zus. mit E. Schwörer-Jalkowski (Mschr. Dtsch. Ärztinnen 4(1928), S. 111f)
Die Erforschung der Frühsterblichkeit, eine Kollektivaufgabe des BDÄ (Mschr. Dtsch. Ärztinnen 6(1930), S. 225 - 228)
Zur Erforschung der Säuglingsfrühsterblichkeit (Ärztin 7 (1931), H. 7, S. 171-172)
Bericht vom internationalen Ärztinnenkongreß in London, Juli 1924 (Vjschr. d. Bundes Dtsch. Ärztinnen 1(1924), S. 37
Bericht über den Internationalen Frauenkongreß Kopenhagen Mai 1924 (Vjschr. d. Bundes Dtsch. Ärztinnen 1(1924), S. 8)
Die alte und die neue Generation (Mschr. Dtsch. Ärztinnen 6 (1930), S. 51)
Deskriptoren:
(Auto-)Biographie vorhanden
Approbation im Kaiserreich
BDÄ (Bund Deutscher Ärztinnen)
Gesundheitsaufklärung
jüdische Abstammung
Klinik weiblicher Ärzte (o.ä.)
NS-Gesundheitsdienst (o.ä.)
nur Schweizerische Approbation
sozialpol. Engagement