Anna Fischer-Dückelmann, geb. Dückelmann

Allgemeines

Nachname:
Fischer-Dückelmann
Geburtsname:
Dückelmann
Vorname:
Anna
Geburtsdatum:
05.07.1856
Geburtsort:
Wadowice (Galizien)
Sterbedatum:
05.11.1917
Sterbeort:
Ascona (Schweiz)
Beruf des Vaters:
K.u.K. Oberstabsarzt
Ehemann:
Arnold Fischer
Kommentar zum Ehemann:
Philosoph und Zeitungsredakteur. Heirat 1876 in Graz
Kinder:
3
Sonstiges:
Fischer-Dückelmann entstammt einer Familie, in der die Vorfahren mütterlicherseits und väterlicherseits seit Generationen Ärzte waren. Der Erbe des Familiengutes der Dückelmanns, auf dem auch Anna aufwuchs, in der Regel der älteste Sohn, war gleichzeitig der Arzt des Dorfes. In Wien, wo Anna Dückelmann ihre Jugendzeit verbrachte, lernte sie Arnold Fischer kennen, mit dem sie ihre oppositionelle Haltung gegenüber der luxuriösen Lebensweise der Offizierskreise teilte. Nachdem sie ihn ohne Einwilligung der Eltern geheiratet hatte, zog sie mit ihrem Mann nach Frankfurt, wo er dann als Redakteur beim Frankfurter Tageblatt arbeitete. Erst im Alter von 34 Jahren, als Mutter von drei Kindern, zog Anna Fischer-Dückelmann mit der ganzen Familie nach Zürich, um dort Medizin zu studieren. Entscheidend für diesen späten Entschluß soll die anfällige Gesundheit und berufliche Erfolglosigkeit ihres Mannes gewesen sein. Als Aufgabe der weiblichen Ärzte sah sie es, ähnlich der der Krankenschwestern, "das volle Vertrauen der Patienten zu gewinnen, indem sie sich auf ihn einstellen, ihm Sonne und Frohsinn entgegenbringen". In ihrem Privatleben führte sie ein großes Haus, in dem viele Künstler und Wissenschaftler verkehrten, die sich von dem Klavierspiel der talentierten Pianistin unterhalten ließen. In ihrem Beruf eine frühe Verfechterin einer gesunden Ernährung, die erste Verkünderin der Diät, war sie selbst eine strenge Vegetarierin. 1913 erwarb sie ein Grundstück auf dem Monte Verita bei Ascona, wo 1902 eine "Naturheilanstalt auf freigenossenschaftlicher Grundlage" gegründet worden war. Hier wollte sie nach dem Krieg ein Sanatorium errichten. Doch schon im Alter von 61 Jahren starb sie 1917 in Ascona. Ihre schon angefangenen Bücher "Seelenleiden der Frau in Liebe und Ehe" und "Die Autosuggestion" wurden von ihrer Tochter Elsa v. Golfieri, weiterbearbeitet und veröffentlicht. Elsa von Golfieri, die die Arbeit ihrer Mutter fortführte, hielt bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges Vorträge im In- und Ausland. Sie starb 1948

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Beginn des Studiums im Alter von 34 Jahren und als Mutter von drei Kindern
Studium und Promotion in Zürich
Ort der Promotion:
Zürich
Datum der Promotion:
1896

Beruf

Fachbezeichnung:
Gynäkologin (Fischer: Biograph. Lex. 1860-1930, Bd. 1)
Art der Tätigkeit:
Niedergelassene Ärztin in Dresden-Loschwitz (ca 1897-1914)
Kommentar zur Tätigkeit:
Im Jahr ihrer Promotion erschien gleichzeitig ihr erstes Buch "Die Frau als Hausärztin", von dem bis 1958 in 8 Auflagen 3.230.000 Exemplare erschienen. Dieses Werk, das auch in 13 Sprachen übersetzt wurde, machte sie zu einer berühmten Ärztin und galt noch in den 60er Jahren als populärmedizinisches Standardwerk. Dieses speziell für Frauen geschriebene Buch sollte neben der ärztlichen Behandlung auch die Ehefrauen und Mütter zur medizinischen Versorgung befähigen. Neben einer Einführung in die Gesundheitspflege, gab der zweite Teil Anleitung für die häusl. Krankenpflege, Unfallhilfe und die Ausstattung der Hausapotheke. So galt sie als Bahnbrecherin der heute selbstverständlich gewordenen Säuglingsernährung mit Obst und Gemüse, als erste Verkünderin der sogenannten Gerson-Diät, und als frühe Verfechterin von Naturheilverfahren. Als Förderin des Zentralverbandes für Parität der Heilmethoden war sie öffentlichen Anfeindungen der Ärzteschaft ausgesetzt. Sie war zusammen mit H. B. Adams unter den Ärztinnen dieser frühen Zeit diejenige, die den Argumentationen der Frauenbewegung zum Thema "weibliche Ärzte für weibliche Patienten" am nächsten stand. Sie kritisierte die Medizin als "Männerwirtschaft", warf den Ärzten rücksichtsloses und zynisches Verhalten gegenüber ihren Patientinnen vor und wandte sich dagegen, den Frauen den Vorwurf der Prüderie zu machen. Die Scham der Frau vor dem männlichen Arzt sah sie dagegen als legitim an.
Tätigkeitsorte:
Dresden Loschwitz (ca. 1897-1914)
Haupttätigkeitsort:
Dresden
Loschwitz
Mitgliedschaften:
Zentralverband f. Parität der Heilmethoden
Freies Dtsch. Hochstift f. Wissenschaft, Kunst und höhere Bildung in Frankfurt a. M. (1885/86)

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
Fischer: Biographisches Lexikon 1860-1930, Bd. 1, S. 413
Rohner, H., 1972, S. 86, 88
Gemkow, M. A., 1991, S. 305
Meyer-Renschhausen, Berlin 1986, S. 120
Landmann, Robert: Ascona Monte Verita. Ffm, Berlin 1979, Ullstein TB 34013
Steinecke: Menschenökonomie, 1996, S. 111-113
Münch. Med. Wschr. 75 (1918), S. 32
Ziegeler, Weibl. Ärzte, 1993, S. 122-125, 127
Meyer, Paulette: The Dückelmanns of Tragwein. How a Family Archive Illuminates Austrian History. In: Austrian Studies Newsletter(Vo. 6,Nr.1/1994) S.12/13
Schwab, Andreas: Monte Verità - Sanatorium der Sehnsucht. Zürich 2008, S. 133 ff.
Archivalien
Körner-Peth: Anna Fischer-Dückelmann. Eine Frau as Pionierin um die Jahrhundertwende - Vorkämpferin für das medizinische Frauenstudium. Dtsch. Schwest. Ztg. 11(1958), H. 9, S. 244-245
Bleker, Johanna: die ersten Ärztinnen und ihre Gesundheitsbücher für Frauen: Hope Bridges Adams-Lehmann (1855-1916), Anna Fischer-Dückelmann (1856-1917) und Jenny Springer (1860-1917). In: Weibliche Ärzte. Die Durchsetzung des Berufsbildes in Deutschland. Hrsg. v. Eva Brinkschulte. 2.aufl. Berlin 1995, S. 65-83
Heindl, Waltraud, Tichy, Marina (Hrsg.): "Durch Erkenntnis zu Freiheit und Glück..." Frauen an der Universität Wien (ab 1897). Wien 1990 (= Schriftenreihe des Universitätsarchivs. 5), S. 216
Portrait:
Ja: Dtsch. Schwest.-Ztg. 11(1958), H. 9, S. 344
Fischer, Anna: La Femme Médecin Du Foyer. Paris o.J.

Eigene Publikationen

Publikationen:
Reform der weiblichen Kleidung o.O., o. J.
Gründet Frauenturnvereine! (Die Gesellschaft 1 (1885), S. 893/93) (In: Pfister, Gertrud (Hg.): Frau und Sport, Frankfurt/M. 1980)
Der Geburtenrückgang. Ursachen und Bekämpfung vom Standpunkt des Weibes, Stuttgart 1914
Das Geschlechtsleben des Weibes, 2. Aufl. 1900 (19. Aufl. 1919)
Die Frau als Hausärztin, Stuttgart 1901, Niedernhausen 1985
Die Frau als Hausärztin. Mit e. Anhang: Was uns der Krieg lehrte. Neubearb., verm. Million-Jubiläums-Ausg. o.O. 1917
La Femme Médecin Du Foyer. Paris o.J.
Seelenleiden der Frau in Liebe und Ehe, o. J.
Die Autosuggestion, o. O., o. J.
Die Geburtshilfe vom psychiatrischen Standpunkt. Für Ärzte und Gebildete aller Stände. Straßburg i. E., o. J., 2. Aufl. Berlin 1902
Neue Küchenlehren. o. O.,1888
Die heutigen Behandlungsmethoden der Frauenkrankheiten für Ärzte und Gebildete aller Stände. Straßburg i.E., o. J., 2. Aufl. Berlin 1902
Geleitwort zur 2. Aufl. v. 1918: Clara Ebert-Stockinger: Mutterschaft. Basel, Leipzig, Wien 1929
Was lehrte uns der Krieg? München, Wien 1916
Entstehung, Verhütung und Heilung der Frauenkrankheiten aller Altersstufen für Frauen u. erwachsene Töchter. 3. Aufl. Berlin 1902, 5.Aufl. o.O. 1919
Das Büchlein vom Durst. Berlin 1905
Beiträge zur sexuellen Moral. Leipzig-Sohlis (um 1906)
Deskriptoren:
sozialpol. Engagement
Abstinenzbewegung
Gesundheitsaufklärung
nur Schweizerische Approbation
Approbation im Kaiserreich