Pauline Ploetz, geb. Rüdin

Allgemeines

Nachname:
Ploetz
Geburtsname:
Rüdin
Vorname:
Pauline
Geburtsdatum:
22.03.1866
Geburtsort:
St. Gallen
Sterbedatum:
02.08.1942
Sterbeort:
St. Gallen
Kommentar zu den Lebensdaten:
(Suizid)
Beruf des Vaters:
Gymnasiallehrer, später Prokurist
Ehemann:
Alfred Ploetz
Kommentar zum Ehemann:
Arzt, (1860-1940), Eheschließung 1890, Scheidung 1898
Sonstiges:
Pauline Ploetz wurde als zweites von fünf Kindern geboren. Von ihrem Vater, einem Gymnasiallehrer (später Prokurist in der Stickereiindustrie) wurde ihr der Vorschlag gemacht, Medizin zu studieren.
Während ihres Medizinstudiums in Zürich wohnte sie zumindest im SS 1885 in Zürich-Riesbach bei Prof. Oppihofer, Untere Feldeggstr. 37. Nachdem sie 1889 ihr Medizinstudium und 1890 ihre Dissertation in Zürich beendet hatte, heiratete sie noch im selben Jahr Alfred Ploetz. Die folgenden vier Jahre lebte sie mit ihm in Springfield/USA in einer Art Kommune, in der Alfred Ploetz seine sozialpolitischen Ideen zu verwirklichen versuchte. (Die Gruppe wurde von Gerhard Hauptmann in "Das Abenteuer meiner Jugend " beschrieben). Sie wurde im Jahre 1898 von A. Ploetz geschieden, wegen "Kinderlosigkeit der Ehe".
1942 beging sie in der Schweiz Selbstmord, da sie sich aufgrund einer falschen Eigendiagnose für totkrank hielt.

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
1885-1889 Medizinstudium in der Schweiz, SoSe 1885 in Zürich immatrikuliert
1890 zur klinischen Ausbildung an Kliniken in Paris
Ort der Promotion:
Zürich
Datum der Promotion:
1890
Ort der Approbation:
Zürich

Beruf

Art der Tätigkeit:
niedergelassene Ärztin in Berlin ohne deutsche Approbation (1894-1918)
Kassenärztin für die weiblichen Angestellten bei der Ortskrankenkasse für das Buchdruckergewerbe (1897/98) und bei der Hilfskasse des "Kaufmännischen und gewerblichen Hilfsvereins für weibliche Angestellte in Berlin" (1899)
behandelnde Ärztin in der Poliklinik für weibliche Ärzte in Berlin (1899/1900)
in Herrsching am Ammersee und in der Schweiz keine ärztliche Tätigkeit
Kommentar zur Tätigkeit:
Aufenthalt in den USA mit ihrem Ehemann (1890-94).
Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland eröffnete P. Ploetz als fünfte Ärztin in Berlin ihre Praxis, die sie bis 1918 führte. Wird im MK 1919 aufgeführt, ohne Approbationsdatum. In dieser Zeit arbeitete sie auch als Kassenärztin für zwei Krankenkassen. Zumindest 1897 und 1898 war sie für die weiblichen Mitglieder der "Ortskrankenkasse für das Buchdruckergewerbe" tätig. Anläßlich der Anstellung von Ploetz geriet diese Kasse in Konflikt mit dem "Geschäftsausschuß der Berliner ärztlichen Standesvereine", der gegen diese Beschäftigung einer im Ausland approbierten Ärztin protestierte, dann jedoch anscheinend nichts weiter unternahm. 1899 findet sich ihr Name neben dem von Agnes Bluhm und Agnes Hacker im Ärzteverzeichnis der 1893 gegründeten Hilfskasse des "Kaufmännischen und gewerblichen Hilfsvereins für weibliche Angestellte".
1901, nachdem aufgrund eines Beschlusses des Polizeipräsidenten vom Juli 1900 die im Ausland approbierten Ärztinnen aus der Ärzteliste der Kasse gestrichen werden mussten, wird Ploetz in den Anzeigen des Hilfsvereins als "Vereinsärztin" - zusammen A. Hacker und J. Bornstein - genannt.
Am 9.4.1907 konstituierte sich in Berlin die Ortsgruppe der Gesellschaft für Rassenhygiene, deren Vorsitz Rüdin übernahm, da Alfred Ploetz krankheitshalber verhindert war.
Neben ihrer Tätigkeit als niedergelassene Ärztin und Kassenärztin arbeitete Ploetz (zumindest 1899 u. 1900) als behandelnde Ärztin in der Poliklinik für Frauen in der Alten Schönhauserstr. 23/24. Als Anhaltspunkt für ihr Engagement als Ärztin im Rahmen der Frauenbewegung kann ihre Funktion als stellvertretende Vorsitzende in der Verwaltungskommission des "Vereins Krankenhaus weiblicher Ärzte e. V." im Jahr 1914 gewertet werden.
1918 floh sie - inzwischen geschieden - vor der "Spartakus-Revolution" zunächst nach Herrsching am Ammersee und kehrte dann 1919 zu ihrer Familie zurück in die Schweiz. Ohne wieder als Ärztin zu praktizieren, lebte sie bis zu ihrem Tod in der Schweiz.
Nach 1926 beteiligte sie sich an den Forschungsarbeiten ihres Bruders, des Psychiaters und Rassenhygienikers Ernst Rüdin.
Tätigkeitsorte:
[USA-Aufenthalt 1890-94], 1894-1918: Berlin, dort: Wilhelmstr. 42 (Praxis),
Poliklinik für Frauen, Alte Schönhauserstr. 23/24 (1899/1900)
1918/19: Herrsching/Ammersee
1919-42: Schweiz, hier:
1919-26 Ermatingen, Kanton Thurgau
1926-42 St. Gallen
Haupttätigkeitsort:
Berlin
Schweiz
Mitgliedschaften:
Verein Krankenhaus weibl. Ärzte e. V. (eine der drei stellvertretenden Vorsitzenden in der Verwaltungs-Kommission 1914)
Dtsch. Ges. z. Bekämpfung d. Geschlechtskrankheiten (1901 im Komittee zur Vereinsgründung), (1903)
Ges. f. Rassenhygiene

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
MK 1919
Ziegeler, Weibl. Ärzte, 1993, S. 11, 64-67, 70
Die Frau 7(1899/1900), S. 123
Jahresverz. d. a. d. dtsch. Univ. ersch. Schriften
Verzeichnis der Behörden, Lehrer, Anstalten und Studierenden der Hochschule Zürich
Jahrb. d. Vereins Krkhs. weibl. Ärzte 1914
Weber, M.M., Ernst Rüdin, Berlin 1993, S.54, S.66, S.71
Frauenbewegung 3 (1897), S. 9
Rohner, H., 1972, S. 57-59, 83
Weber, M.M., 1993, o.S. Geschichte der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. (Hrsg.) Siegfried Borelli. Berlin. 1992. S. 86
Weibliche Ärzte (Hrsg. E. Brinkschulte), Berlin 1993, S. 179 f.
Sauerteig, Lutz: Krankheit, Sexualität, Gesellschaft. Geschlechtskrankheiten und Gesundheitspolitik in Deutschland im 19. und frühen 20.Jahrhundert. Stuttgart: 1999, S.518, (MedGG-Beih. 12)
Bleker, Johanna/Ludwig, Svenja: Emanzipation und Eugenik. Husum, Matthiesen-Verl. 2007 (= Abhandlungen zur Geschichteder Medizin und der Naturwissenschaften, 100), S. 21, 22, 23, 31, 33, 34, 36, 39, 43, 87, 132, 197
Portrait:
Ja, in: Weber, M.M.: Ernst Rüdin, Berlin 1993, o.S.
Bleker/Ludwig: Emanzipation und Eugenik, a.a.O., S. 33

Eigene Publikationen

Publikationen:
Beitrag zur Extrauteringravidität und deren Behandlung. Zürich, Med. Diss. v. 1890
Deskriptoren:
Approbation im Kaiserreich
Bevölkerungspolitik
Klinik weiblicher Ärzte (o.ä.)
sozialpol. Engagement
nur Schweizerische Approbation
Suizid