Art der Tätigkeit:
Juni 1898-März 1899: Kassenärztin der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Remscheid und niedergelassene Ärztin in Remscheid
März 1899-1910: Amtsärztin/Bezirksärztin in Bosnien, Banja Luku
1912 Graz-Eggenberg Spitaldienst
1919 praktische Ärztin in Graz
Kommentar zur Tätigkeit:
Die in Zürich approbierte Kuhn ging am 01.06.1898 nach Remscheid, wo sie als Krankenkassenärztin eingestellt wurde, und zwar von der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK). Sie war als Kassenärztin ohne Privatpraxis für die 654 weiblichen Mitglieder und deren Kinder tätig. Ihre Anstellung, - gemeinsam mit zwei männlichen Kollegen- wurde jedoch zum Anlaß des Remscheider Kassenkonfliktes von 1898, da sie von der Ärzteschaft als Versuch der Krankenkasse, das Landmannsche System der beamteten Kassenärzte einzuführen, aufgefaßt wurde. In dem folgenden Ärztestreik gehörte sie - neben auswärtigen Ärzten - zu den Streikbrechern. Nachdem ihr als Ärztin mit ausländischer Approbation schon im Juli 1898 von der Düsseldorfer Landesregierung die Zulassung als Kassenärztin entzogen worden war, war sie nun noch als Ärztin mit Privatpraxis tätig. Das Führen des Doktortitels wurde ihr zwar erlaubt, wenn auch mit vorherigen Schwierigkeiten, denn Kuhn hatte zunächst einen Strafbefehl über 20 Mark erhalten, welcher dann aber durch ein `Ministerial Restrict' bereits im August 1898 wieder aufgehoben wurde. Ihre Versuche, eine Wiederanstellung zu erreichen, scheiterten jedoch. Ein seit dem 09.12.1869 bestehender Bundesratbeschluß besagte, das ein Arzt, der von einer Stadt in amtlicher Funktion angestellt werden sollte, von der vorgeschriebenen Prüfung zur Erlangung der Approbation befreit werden könne. Obwohl die Ortskrankenkassen bereit waren, sie wieder anzustellen, lehnte der zuständige Handelsminister dieses im März 1899 ab, da die Krankenkasse, so seine Auffassung, keine amtliche Kasse sei und von daher der Bundesratsbeschluß bei Kuhn nicht zutreffe. Da sich mittlerweile für Kuhn die Möglichkeit ergeben hatte, als Amtsärztin in die neuen Provinzen Österreichs zu gehen, wurde ihre Wiederanstellung nicht weiter betrieben.
Im März 1899 siedelte Kuhn von Remscheid nach Banjaluca in Bosnien über. In den besetzten Gebieten Bosnien und Herzegowina, die seit 1878 unter österreichischer Verwaltung standen, gehörte ein großer Teil der Bevölkerung dem Islam an. Eher als in Österreich selbst war die Regierung bereit, in diesen Gebieten zur ärztlichen Versorgung der Frauen, die aus religiösen Gründen die Behandlung durch einen männlichen Arzt ablehnten, Ärztinnen einzustellen. Ab 1891 arbeiteten dort Frauen als Amtsärztinnen. 1902 war Kuhn eine vom 5 Amtsärztinnen. Bayer, Theodora Krajewska, Bohnslava Keck, H. Olszewska waren die anderen. Nach ihrer Heirat mit dem Mediziner Januszewski mußte sie den Beruf als Amtsärztin niederlegen. Sie wurde dann Leiterin eines Ambulatoriums, welches für islamische Frauen von der Stadt Banja Luka eingerichtet wurde.
Nach der Pensionierung ihres Ehemannes 1912 ging sie mit ihm nach Graz.
Nach dem Tod ihres Ehemannes meldete sie sich zum Militärsanitätsdienst. Für diese Tätigkeit erhielt sie mehrere Auszeichnungen
1919 eröffnete sie eine Praxis als praktische Ärztin in Graz und war bis 1933 Kassenärztin.
1929 erhielt sie als 2. österreichische Ärztin sie den Titel "Medizinalrat".
1935 schloß sie ihre Praxis in Graz.
1937 wurde ihr das Ritterkreuz des Österreichischen Verdienstordens verliehen
1929 erhielt sie den Titel Medizinalrätin.