Elsa Winokurow, geb. Rammelmeyer

Allgemeines

Nachname:
Winokurow
Geburtsname:
Rammelmeyer
Vorname:
Elsa
Geburtsdatum:
20.04.1883
Geburtsort:
Moskau
Sterbedatum:
März.1983
Sterbeort:
Hannover
Konfession:
evangelisch
Ehemann:
Dimitri Winokurow
Kommentar zum Ehemann:
russische Staatsangehörigkeit, als Absolvent der Akademie der Commerzwissenschaften Ehrenbürger der Stadt Moskau Eheschließung 1901, Scheidung 1917.
Kinder:
1
Kommentar zu den Kindern:
Tochter
Sonstiges:
E. Winokurow wuchs mit drei Brüdern als Tochter deutscher (aus dem Badischen stammend) Eltern in Moskau auf. Gegen den Willen ihrer Eltern setzte sie ihr Medizinstudium durch. In Zürich lebte sie im Kreis der russischen Studenten, die ein reges gesellschaftliches Leben führten. In einem Streitgespräch zwischen Sozialrevolutionären und Sozialdemokraten erlebte sie in dieser Zeit Leo Trotzki.

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Bis 1899 Deutsche Petri-Pauli-Mädchenschule in Moskau, mit Zusatzexamen als Hauslehrerin für die deutsche Sprache
Studium: nach 1901 Studium der Naturwissenschaften an der Frauenhochschule in Moskau, 1903 Examen ebenda, danach Medizinstudium in Zürich, 1904 Physikum in der Zürich, 1905-1906 Medizinstudium in Berlin, 1906 Medizinstudium in Moskau, 1907-1908 Medizinstudium in Bonn, Abschluß mit der Dissertation, 1908 Physikum in Deutschland, 1908 Staatsexamen in Moskau, 1921-1922 Medizinstudium und Staatsexamen in Frankfurt a. M.
Ort des Staatsexamens:
Frankfurt a. M.
Datum des Staatsexamens:
1922
Ort der Promotion:
Bonn
Datum der Promotion:
1908
Ort der Approbation:
Moskau
Datum der Approbation:
1922

Beruf

Fachbezeichnung:
Fachärztin für Orthopädie (RMK 1933, 1935, 1937)
Art der Tätigkeit:
Hilfsass. im städt. Krankenhaus Basmany in Moskau (1906)
Hilfsassistentin zur chirurgischen Ausbildung am städtischen Krankenhaus in Moskau (1909) wissenschaftliche Mitarbeiterin am wissenschaftlichen Institut in Moskau (1909-1917)
Chefärztin in einem chirurgischen Kriegslazarett in Moskau (1914-1917)
Assistenzärztin, Vertreterin des Chefarztes (Prof. Valentin) am Annastift, der zweitgrößten orthopädischen Heilanstalt Deutschlands in Hannover (1.2.1925-1930) niedergelassene Ärztin in Hannover (1930-1943) Vertreterin des Oberarztes der Chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses in Goslar (1943) niedergelassene Ärztin in Goslar (1944-1955)
und in Hannover (1955-1961)
Kassenärztin (ab 1944)
Kommentar zur Tätigkeit:
Der Zeitgeist der russischen Jugend, dem einfachen Volk helfen zu wollen, sowie die Gestalt des Landarztes Basarow in Turgenevs Roman Väter und Söhne und schließlich die Lektüre von August Bebels Buch `Die Frau` motivierten sie schon früh zum Medizinstudium und zum Beruf der Ärztin. Ihre Heirat 1901, durch die sie die russische Staatsangehörigkeit erhielt, ermöglichte ihr zusammen mit einer Freundin die offizielle Aufnahme an der Frauenhochschule in Moskau. Da es dort keine Möglichkeit für ein Medizinstudium gab, gingen beide 1903 nach abgelegtem Examen in der Naturwissenschaften nach Zürich und kamen sofort in das dritte Semester an der medizinischen Fakultät, da die Moskauer Vorstudien anerkannt wurden. Da für ausländische Studenten eine praktische klinische Ausbildung in der Schweiz nicht möglich war, setzte Elsa Winokurow 1905-1906 ihr Studium in Berlin fort.
Aufgrund der revolutionären Unruhen im Februar 1906 von der Familie nach Moskau zurückberufen, konnte sie an der Moskauer Universität weiterstudieren, solange liberale Minister in der Regierung dies ermöglichten. Als nach einem politischen Wechsel unter dem neuen Kultusminister Schwarz Frauen nur an den Universitäten zugelassen wurden, wenn sie die russische Staatsangehörigkeit und einen anerkannten ausländischen Doktortitel vorzuweisen hatten, verließ sie Rußland wieder und ging 1907, nachdem der Aufnahmeantrag in München abgelehnt worden war, nach Bonn. Nach zwei Klinischen Semestern beendete sie ihre Dissertation bei den Pathologen Prof. Ribbert und Fischer-Wesels.
Nach Moskau zurückgekehrt, legte sie noch im gleichen Jahr das russische Staatsexamen ab. Neben ihrer unbezahlten Stelle als Hilfsassistentin an einem städtischen Krankenhaus in Moskau, wo sie ihre chirurgische Ausbildung erhielt, arbeitete sie von 1909 bis 1917 als bezahlte wissenschaftliche Mitarbeiterin in der medizinisch-analytischen Abteilung des Ersten wissenschaftlichen Instituts der Sowjetunion. Bei Kriegsausbruch im August 1914 wurde sie von der Stadtverwaltung beauftragt, als Chefärztin in einem Schulgebäude ein Lazarett mit 200 Betten für Schwer-Kriegsverletzte einzurichten und für die Dauer des Krieges zu leiten. Ihre Mitarbeiter waren fast ausschließlich Frauen: 2 Chirurginnen, 1 Internistin, 12 Medizinstudentinnen der neugegründeten medizinischen Frauenhochschule als Krankenschwestern, daneben Büropersonal und 2 Köche. In den 3 Jahren ihrer überwiegend chirurgischen Arbeit in dem Lazarett wurden dort 4000 kriegsverletzte Soldaten aus allen Teilen Rußlands behandelt. Nach der Frontauflösung 1917 übergab sie das gesamte Inventar des Hospitals dem städtischen Krankenhaus Basmanny und bereitete sich angesichts der lebensbedrohenden Umstände in Moskau auf die Emigration vor. Um mit ihrer an einer schweren Form des Abdominaltyphus erkrankten Tochter Rußland verlassen zu können, beschlossen sie und ihr Ehemann, sich scheiden zu lassen, so daß sie und ihre Tochter die deutsche Staatsangehörigkeit erhielten und nach Deutschland emigrieren konnten. Die Hoffnung, ihren Ehemann nach einer Änderung des politischen Regimes wiederzusehen, erfüllte sich nicht.
Nachdem sie 1922 in Frankfurt a. M. das deutsche Staatssexamen nachgeholt hatte, abeitete sie nach einer Ausbildung in der orthopädischen Chirurgie als Assistentin von Prof. Valentin am Annastift in Hannover und 1930-1943 als niedergelassene Fachärztin für Orthopädie in Hannover. Nach einem Bombenangriff auf Hannover 1943 und der vollständigen Zerstörung ihrer Praxis und Wohnung zog sie nach Goslar und führte dort bis 1955 ihre orthopädische Praxis für Kassen- und Privatpatienten. Im Ärzteverein von Goslar hielt sie einen Vortrag über "Die Skoliose bei der Recklinhausenschen Krankheit". Nach ihrer Übersiedlung nach Hannover und dem Neuaufbau einer Praxis 1955 war sie noch sechs Jahre berufstätig. 1961 übergab sie ihre Praxis Dr. med. G. Kadelbach.
Tätigkeitsorte:
Schon 1906 Tätigkeit als Hilfsassistentin in dem städt. Krankenhaus Basmanny in Moskau
1906-1917 Moskau , dort:
städt. Krankenhaus Basmany
1909-1914 Hilfsassistentin in Moskau-Besmanny
parallel dann 1909-1921 medizinisch-analytische Abteilung des Wissenschaftlichen Instituts
1914-1917 Kriegslazarett für Schwerverletzte, Moskau
1922 Heidelberg
1925-1943 Hannover, dort:
1925-1930 Orthopädische Heilanstalt Anna-Stift
1933, 1935, 1937 Georgstr. 16
1943-1955 Goslar
1955-1961 Hannover
Haupttätigkeitsort:
Moskau
Hannover

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
RMK 1926/27, 1928, 1929, 1933, 1935, 1937
Gemkow, Ärztinnen und Studentinnen, 1991, S. 356
Mitt. bl. d. Dtsch. Ärztinnenbd. e. V. , Nr. 24, Juni 1958, S. 5
Teilband des Reichs-Ärzte-Adreßbuchs. Hannover-Braunschweig. Ärzte, Kliniker, Apotheker. Berlin: ca. 1952, S.163
Hohmann, Georg: Goldenes Doktorjubiläum. Zeitschrift für Orthopädie und ihre Grenzgebiete 90 (1958) H.1. S.119-120
Portrait:
Ja: Women Physicians of the World, London, 1978, S. 10

Eigene Publikationen

Autobiographie:
Ärztin (1983), H. 7, S. 7/8, (1983) H.8, S. 8-10
Women Physicians of the World. Autobiographies of medical pioneers. 1978,S. 10-15
Publikationen:
Einige seltenere Geschwülste bei Tieren. Bonn, Diss. Med. v. 1908
Deskriptoren:
(Auto-)Biographie vorhanden
Vorberuf
Approbation im Kaiserreich