Olga Hempel, geb. Fajans

Allgemeines

Nachname:
Hempel
Geburtsname:
Fajans
Vorname:
Olga
Geburtsdatum:
25.07.1869
Geburtsort:
Thorn (Westpreußen)
Sterbedatum:
September .1955
Sterbeort:
Berkeley (Kalifornien)
Ehemann:
Hugo Hempel
Kommentar zum Ehemann:
HNO-Arzt, Appr. 1902. Eheschließung 1902. Scheidung nach dem 1. Weltkrieg.
Kinder:
3
Kommentar zu den Kindern:
Marianne Leppman, geb. Hempel. Ärztin, geb. 1903 in München
Eleonore, geb. 1904, Marburg
Reinhard, geb. 1909
Sonstiges:
Ihren Mann, einen Gutsbesitzerssohn, lernte sie während ihrer Freiburger Studienzeit kennen. Er ging dann ebenso wie sie nach Breslau, wo auch er sein Staatsexamen ablegte. Sie ließ sich ihrem Mann zuliebe vor der Hochzeit evangelisch taufen
Eine Doktorarbeit hatte sie begonnen, konnte sie aber wegen der Belastung durch die Kinder nicht abschließen
Die Ehe zerbrach endgültig nach dem ersten Weltkrieg. O. H. flüchtete mit den Kindern nach Freiburg, bzw. wegen Zuzugsstopps nach Badenweiler. Ab Oktober 1919 wohnte die die Familie in einer Freiburger Pension, danach in einer Dachwohnung in der Erwinstraße in Freiburg. O .H. verdiente sich als Penionswirtin mit Untervermietungen ein wenig Geld. Tochter Eleonore ging zwei Jahre später nach Berlin zu ihrem Vater zurück. O. H. lebte von Gelegenheitsjobs wie Übersetzungen, Unterrichtsstunden, Adressenschreiben.
Erst 1922 erhielt sie eine feste Anstellung bei der Firma Rosenberg, die pharmazeutische Präparate herstellte

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Privatunterricht. Mit 22 Jahren ging sie als Gouvernante nach England
1895 entschied sie sich, Medizin zu studieren. Private Vorbereitung auf das Abitur, teils bei Privatlehrers, teils im Selbststudium. 1897 Abitur.
Frühjahr 1897 Medizinstudium in Freiburg, noch ohne reguläre Immatrikulation. Am 04.01.1898 beantragte sie beim Innenministerium in Karlsruhe die Zulassung zum Physikum (eigentliche Voraussetzung: Immatrikulation). Durch den Bundesratsbeschluss 1899 konnte sie dann zum Physikum zugelassen werden, das sie September 1899 bestand
1899 ging sie für die klinischen Studien nach Breslau. Staatsexamen Breslau 1902.
Ort des Staatsexamens:
Breslau
Datum des Staatsexamens:
1902
Datum der Approbation:
1902

Beruf

Art der Tätigkeit:
1903 Ärztin an der Kinderabteilung des Gisela-Hospitals in München
Mitarbeit in der Facharztpraxis ihres Mannes (1907-14), während dieser Zeit hatte sie auch eine nachmittägliche Anstellung in einer Berliner Kinderklinik inne
Niedergel. in Ferch. (MK 1917, 1919 mit dem Zusatz: "Praktiziert nur gelegentlich").
Kommentar zur Tätigkeit:
O. Hempel war die erste Medizinstudentin, die ihr Staatsexamen in Breslau ablegte und vermutliche die erste deutsche Medizinstudentin an der Universität Freiburg
Lt. Scherb beginnt sie ab etwa 1909 selbständig zu arbeiten und an den Wochenenden in Ferch (b. Potsdam) zu praktizieren. Im RMK wird sie aber nicht erwähnt, erst im MK von 1917
1919 zog sie mit ihren Kindern nach Freiburg i. Br. Seither war sie nicht mehr ärztlich tätig
In den 20er und 30er Jahren arbeitete sie bei der Pharmafirma Rosenberg erst als Bibliothekarin, dann als Mitarbeiterin in der Firmenregistratur in Freiburg. Zwischendurch erhielt sie eine Anstellung bei Prof. Ernst Levy, Jurist, Lehrer für Römisches Recht, eine Verzettelung seiner lateinischen und griechischen Bücher vorzunehmen. Als diese Arbeit beendet war, arbeitete sie wieder bei Rosenberg
Tätigkeitsorte:
1903 München
1904 Marburg
1907-1911 Berlin-Charlottenburg, Nürnberger Str. 67
Ferch (1917-1919)
1919-1938 Freiburg i. Br.
1938 - 1946 Iran
1946-1954 Berkeley/Kalifornien
Haupttätigkeitsort:
Ferch
Veränderungen nach 1933:
Jüdin nach dem Gesetz vom 07.04.1933
1933 übersiedelte die Unternehmer-Familie Rosenberg nach Basel, es gab einen neuen Geschäftsführer. Am, 01. 07. 1938 verlor sie ihre Stellung, da Hugo Rosenberg im Zuge der Arisierungsmaßnahmen seine Freiburger Firma aufgeben mußte.
Im Herbst 1938 reiste sie in den Iran, um die Familie ihrer Tochter zu besuchen. Eigentlich wollte sie nach Deutschland zurückkehren, blieb aber dort, als sie von der Reichsprogromnacht hörte. Den Lebensunterhalt dort verdiente sie mit Sprachunterricht
1946 zog sie mit Tochter Marianne und deren Familie in die USA, Berkeley, Kal. Dort starb sie 1954

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
MK 1917, 1919
RMK 1907, 1908, 1911
Nauck, T.: Das Frauenmedizinstudium an der Universität Freiburg. 1953
Scherb, Ute: "zu mir sagte man nur aus Versehen Heil Hitler. Das Leben der Olga Hempel, geb. Fajans." In: Zeitschrift des Beisgau-Geschichtsvereins "Schau-ins-Land", 122. Jahreshaft 2003, S. 169-188
Archivalien

Eigene Publikationen

Autobiographie:
Immer ein bisschen revolutionär: Lebenserinnerungen einer der ersten Ärztinnen in Deutschland ; 1869 -1954. Konstanz 2005
handschriftliches Manuskrift der Autobiographie
Publikationen:
Lebenserinnerungen. Handschriftliches Manuskript
Deskriptoren:
(Auto-)Biographie vorhanden
Approbation im Kaiserreich
jüdische Abstammung
Vorberuf