Martha Ruben-Wolf, geb. Ruben

Allgemeines

Nachname:
Ruben-Wolf
Geburtsname:
Ruben
Vorname:
Martha
Geburtsdatum:
17.06.1887
Geburtsort:
Löhne (Westfalen)
Sterbedatum:
16.08.1939
Sterbeort:
UDSSR
Beruf des Vaters:
Kaufmann
Ehemann:
Wolf, Lothar
Kommentar zum Ehemann:
Arzt, geb. 17.06.1882, Wiesbaden, seit 1922 Mitglied der KPD, Eheschließung ca. 1922, 1925 wird er Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung Treptow u. Fraktionsvorsitzender der KPD
Kinder:
2
Kommentar zu den Kindern:
Tochter Sonja, geb. 03.12.1923, wird nach der Verhafung der Eltern nach Kasachstan verbannt, heiratet dort einen jüdischen lettischen Ingenieur, Israel Friedmann. 1958 kehrt sie nach Berlin, DDR zurück. Sie verläßt die DDR und geht nach Israel. Sie stirbt 1986 in Tel Aviv

Sohn Walter Ewald, geb. 11.04.1925, fällt 1943 als Soldat der Roten Armee an der Front
Sonstiges:
Mutter: Regina Ruben, geb. Stern, Schriftstellerin
Vater: Moritz Ruben
Wolf unterhielt engen Kontakt zu Helene Stöcker, der Gründerin des Deutschen Bundes für Mutterschutz und Sexualreform

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Besuch der Realgymnasialklassen für Mädchen in Hamburg, Abitur Frühjahr 1906 am Realgymnasium des Johanneums zu Hamburg
viersemestriges Studium der Mathematik und der Naturwissenschaften an der Universität Berlin und der Technischen Hochschule zu Charlottenburg, Beginn des Medizinstudiums im Oktober 1908, ein Semester wurde dafür angerechnet (in Berlin als Gasthörerin WiSe 1906/07, WiSe 1907/08, SoSe 1908
Physikum 1910 in Würzburg, klinische Semester in Freiburg i.Br., Heidelberg, Berlin und München, Staatsexamen im Sommer 1913 in München
praktisches Jahr im Säuglingsheim zu München, im Ambulatorium der Chirurgischen Klinik zu München
im Seehospiz für tuberkulöse Kinder in Sahlenburg bei Cuxhaven und das letzte halbe Jahr auf der Infektionsabteilung des Barmbeker Krankenhauses zu Hamburg
Ort des Staatsexamens:
München
Datum des Staatsexamens:
Sommer.1913
Ort der Promotion:
München
Datum der Promotion:
1915
Datum der Approbation:
1914

Beruf

Fachbezeichnung:

Art der Tätigkeit:
1919, 1926/27-1931 niedergelassene Ärztin
1928 Ärztin in der Kreishebammenstelle Treptow
ab 1934 ärztliche Tätigkeit in der UdSSR
Kommentar zur Tätigkeit:
Engagierte sich in den 20er Jahren in der Sexualreformbewegung zusammen mit ihrem Mann, dem Arzt Lothar Wolf
Sie forderte Straffreiheit der Abtreibung u. sprach sich für die Durchführung des Aborts in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten unter medizinischer Betreuung aus. Von ihrer Aufklärungsbroschüre "Abtreibung oder Verhütung?" von 1928 wurde die erste Auflage von 100 000 Exemplaren innerhalb zweier Monate nahezu verkauft, 1929 wurden die restlichen Exemplare vom Düsseldorfer Amtsgericht wegen Unzüchtigkeit beschlagnahmt.
Sie nahm am 06. u. 07.12.1930 in Naumburg an der Fachkonferenz des BDÄ teil. Sie sprach zum Thema: "Einstellung der Ärztin zur Schwangerschaft" und gab einen Bericht über die Verhältnisse in der Sowjetunion (Dtsch. Ärztebl. 1931, S. 87, Mschr. Dtsch. Ärztinnen 6 (1930), S. 259)
Mitbegründerin des "Ärztlichen Komitees für Geburtenregelung"
unternahm zu Beginn der Dreissiger Jahre eine Studienreise in die Sowjetunion
Beteiligung und Mitorganisation am Kongreß der Weltliga für Sexualreform in London 1930
Tätigkeitsorte:
1919 Berlin-Niederschöneweide, Landsberger Allee 159
1926/27 Berlin-Niederschöneweide, Spreestr. 1
1929, 1931 Berlin-Niederschöneweide, Berliner Str. 129
ab 1933 UdSSR
Haupttätigkeitsort:
Berlin
Veränderungen nach 1933:
Jüdin nach dem Gesetz vom 07.04.1933. April 1933 Entzug der Kassenzulassung.
Emigration zusammen mit ihrem Mann 1933 über Paris in die UdSSR, 1934 in Moskau
zunächst übten beide weiterhin ihren Beruf als Ärzte aus. M. R.-W. arbeitet als Frauenärztin in einer Poliklinik in Moskau, ihr Mann im Volkskommissariat für Gesundheitswesen. Sie gründeten 1936 zusammen die Deutsche Ärztegruppe von emigrierten Kolleginnen und Kollegen, um aus dem Exil den kommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu unterstützen.
Ihr Mann wurde am 27.2.1937 verhaftet und wegen angeblicher Spionage zu 10 Jahren Lagerhaft verurteilt. Er starb am 9.9.1940
1938 wurde Martha Wolf verhaftet, jedoch nach kurzer Zeit wieder freigelassen
am 16.08.1939 nahm sich Martha Ruben-Wolf das Leben
Mitgliedschaften:
VsÄ (Verein sozialistischer Ärzte) (Verein sozialistischer Ärzte) (1930 wegen ihrer kommunistischen Aktivität ausgeschlossen)
KPD, Wolf wurde als Kandidatin zur Preußischen Landtagswahl 1928 und den Reichstagswahlen von 1930 bis 1933 nominiert, jedoch nicht gewählt
Funktionärin des kommunistischen "Roten Frauen- und Mädchenbundes" (RFMB), dort Referentin auf dessen 1. Reichskongreß 1926
BdÄ
Ärztl. Komitee für Geburtenregelung (Mitbegründerin)
Ges. f. Sexualreform

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
Lebenslauf (Diss.)
MK 1919, RMK 1926/27, 1929, 1931, 1933
Hailer, D.: Ärztliche Stellungnahmen.., 1986
Weber: "Weiße Flecken...", 1990, S. 91
Hagemann (Hg.): Eine Frauensache, 1991
Dies.: Frauenalltag und Männerpolitik, 1990, S. 730
Leibfried/Tennstedt: Berufsverbote.., S. 124 u. S. 260
Ärztin, 1931, S. 87, 7 (1931), S. 230
Vjschr. des BDÄ 1 (1924), H. 4, S. 110 - 111
Mschr. Dtscher. Ärztinnen 6 (1930), S. 232 - 233 u. S. 259
Münch. med. Wschr. 75 (1928), S. 2193
Soz. Arzt 6 (1930), S. 34, 5 (1929), S. 91 u. S. 143, 4 (1928), S. 47
Amtsbuch der Stadt Berlin 1928, S. 195
Berl. Ärzte-Correspondenz 35 (1930), S. 849
Furler: Augen-Schein. Deutschsprachige Reisereportagen über Sowjetrußland 1917 - 1939, Frankfurt/M. 1987
Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer. Bd.5. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Teil II. München 2000: S. 273
Rehse, Birgit: "Dein Körper gehört Dir!" Ärztinnen klären über Geburtenregelung auf, in: Bock, Petra/ Koblitz, Katja (Hg.): Neue Frauen zwischen den Zeiten, Berlin 1995, S. 122 - 128
Schindler, Anja: Von Hitler verfolgt - von Stalin ermordert. In: Becker - Friedmann - Schindler: Juden in Treptow. Berlin: Edition Hentrich 1993, S. 170 - 176 (Stätten der Geschichte Berlins 84)
Archivalien
Portrait:
Ja: Ullstein Bilderdienst, Nr. /1/11/01 (Ärztin KPD, Aufnahme 1930), in Kopie
Petra Bock, Katja Koblitz (Hg.): Neue Frauen ..., Berlin 1995, S. 123

Eigene Publikationen

Publikationen:
Lageanomalien der weiblichen Genitalorgane vor dem Unfallgesetz. München, Diss. Med. v. 1915
u. Lothar Wolf : Durch Kaukasien, Internat. o.O., Arbeiterverlag, o.J.
Geburtenregelung in Sowjet-Rußland. (Vjschr. Dtsch. Ärztinnen 1924, S. 110 - 111)
u. Lothar Wolf: Moskauer Skizzen zweier Ärzte, Berlin 1926
u. Lothar Wolf: Deutsche Aerzte im Kaukasus. 3, Rußlandreise 1927. Internationaler Arbeiterverl.
u. Lothar Wolf: Russische Skizze zweier Ärzte, Berlin 1927
Die Erfolge der sowjetrussischen Bevölkerungspolitik, in: KPD-Informationsmaterial: Richtlinien zur Frage der Geburtenregelung, Berlin um 1927
Mechanische und chemische Verhütungsmittel. In: Bendix 1929 I (zit. nach: Hailer, D.: Ärztliche Stellungnahmen zum Schwangerschaftsabbruch..., Freiburg, Med. Diss. v. 1986)
Kunstgerechte oder pfuscherhafte Abtreibung? (Mschr. Dtsch. Ärztinnen 6 (1930), S. 232 ff.
Abtreibung oder Verhütung. 1928, 2. Aufl. 1931
u. Lothar Wolf: Im freien Asien. Internat. Arbeiterverl. 1931
Schwangerschaftsunterbrechung in Sowjet-Rußland. Mschr. Dtsch. Ärztinnen 6 (1930), S. 259)
Ärztliche Studienreise nach der Sowjet-Union. (Ärztin 7 (1931), S. 177)
weitere Veröffentlichungen zur Bevölkerungspolitik und zur Thematik des Schwangerschaftsabbruches in Parteiveröffentlichungen der KPD.
Deskriptoren:
Ärztin im Emigrationsland
KPD
VsÄ (Verein sozialistischer Ärzte)
Öff. Gesundheitswesen
Approbation im Kaiserreich
jüdische Abstammung
(Auto-)Biographie vorhanden
sozialpol. Engagement
BDÄ (Bund Deutscher Ärztinnen)
Sexualaufklärung
§ 218