Hertha Riese, geb. Pataky

Allgemeines

Nachname:
Riese
Geburtsname:
Pataky
Vorname:
Hertha
Geburtsdatum:
15.03.1892
Geburtsort:
Berlin
Sterbedatum:
25.11.1981
Sterbeort:
Glenn Allen, VA
Kommentar zu den Lebensdaten:
Todesdatum aus: "social security death index "
Konfession:
mosaisch
Beruf des Vaters:
Patentanwalt
Ehemann:
Riese, Walter
Kommentar zum Ehemann:
( 30.06.1890 - 10.09.1976), Arzt, Eheschließung 07.08.1915
Kinder:
2
Kommentar zu den Kindern:
Renate, geb. Juli 1916,
Beate, geb. Herbst 1917
Sonstiges:
Eltern: Wilhelm Pataky und Mathilde Pataky, geb. Scheinberger
der Vater war Mitte der 80er Jahre von Ungarn nach Berlin eingewandert, die Familie behielt die ungarische Staatsangehörigkeit
Hertha P. erwarb die deutsche Staatsangehörigkeit erst mit ihrer Heirat, Eltern verzogen 1912 nach Holland
einen Teil der Kriegszeit (1916 - Frühjahr 1919) verbringt Hertha Riese mit ihren Kindern in Holland

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Städtische Luisenschule in Berlin
Abitur 1911, Siemens-Oberrealschule in Charlottenburg
Medizinstudium in Berlin und Frankfurt a. M.
Ostern 1916 Staatsexamen in Frankfurt a. M.
Ort des Staatsexamens:
Frankfurt a. M.
Datum des Staatsexamens:
Ostern.1916
Ort der Promotion:
Frankfurt a. M.
Datum der Promotion:
28.08.1919
Datum der Approbation:
1918

Beruf

Art der Tätigkeit:
Ärztl. Leiterin der Frankfurter Sozial- und Sexualberatungsstelle des Bundes für Mutterschutz ab 1924
1926/27, 1929, 1931, 1933, 1935 niedergelassene Ärztin
Direktorin des Educational therapy Center in Richmond
Kommentar zur Tätigkeit:
Hält auf der Sitzung am 21.03.1927 vor dem Ärztlichen Verein zu Frankfurt a. M. einen Vortrag über: "Das Geburtenproblem vom ärztlichen und ärztlich-sozialen Standpunkt".
Ist Schriftführerin auf dem "Ersten Internationalen Kongreß der Weltliga für Sexualreform" vom 01. - 05. 07. 1928 in Kopenhagen, sie hält dort einen Vortrag über "Schwangerschaftsunterbrechung im Lichte medizinischer Zeitfragen"
hält auf dem Internationalen Kongreß für Geburtenregelung v. 01. - 05. 09. 1930 in Zürich ein Übersichts-Referat über Sterilisation (Der soz. Arzt 6 (1930), S. 182)
im Januar 1929 berichtet sie vor der Ortsgruppe Frankfurt a. M. über ihre Tätigkeit als Leiterin der Sexualberatungsstelle des Mutterschutzbundes
zusammen mit ihrem Mann war sie Mitarbeiterin bei der von Honigmann herausgegebenen Zeitschrift "Hippokrates - für Einheitsbestrebungen der Gegenwartsmedizin", zusammen mit Bernhard Aschner
sie schrieb ebenfalls in der von L. Jankau herausgegebenen Zeitschrift "Der praktische Arzt. Halbmonatsschrift für die wissenschaftliche und praktische Fortbildung des Arztes mit der Beilage: Die praktische Arztfrau.". Erschienen 1926 - 1943. Hertha Riese beschäftigte sich mit sozialen Problemen wie z.B. der Bekämpfung des Alkoholismus sowie dem Sexualproblem als Folge der Armut, der Wohnungsnot und in Zusammenhang mit der Trunksucht
Tätigkeitsorte:
1920 - 1933 Frankfurt a. M., Cronberger Str. 6 und (1932) Lindenstr. 7
1935 Frankfurt a. M. , Thüringerstr. 23
1933 Frankreich
1940 USA
im RMK 1935 werden die Rieses noch in Frankfurt a. M. , Thüringerstr. 23 genannt
1956, 1961 Richmond, Virginia
1965, 1973 Glen Allen, Virginia
Haupttätigkeitsort:
Frankfurt a. M.
USA
Veränderungen nach 1933:
Jüdin nach dem Gesetz vom 07.04.1933. 1933 Entzug der Kassenzulassung. Hertha Riese und ihr Mann kamen vom 27.02. - 01.03.1933 in Schutzhaft in ein Frankfurter Gefängnis, das Buch "Die Unfallneurose als Problem der Gegenwartsmedizin" v. 1929, in welchem sich Walter Riese gegen die Staatsorgane und Ärzte wendet, die Neurosen aufgrund von Kriegsereignissen nicht anerkennen und die Rentenberechtigungen dafür streichen, die Mitgliedschaft im VSÄ sowie die Zugehörigkeit zur zionistischen Arbeiterpartei könnten die Gründe dafür gewesen sein.
Nach der Entlassung flüchtet die Familie am 31.03.1933 nach Basel, sie läßt ihre gesamte Habe zurück
im Juli 1933 zieht die Familie nach Frankreich, zuerst nach Paris, dann nach Lyon
die gesamte Familie besteht noch 1933 das Baccalaureat mit Auszeichnung, das Frankreich von jedem forderte, der sich dort als Arzt niederlassen wollte
in Lyon ist Walter Riese vom 01.10.1933 bis Sommer 1937 an der Universitätsklinik Lyon tätig und "fellow" der Rockefeller Foundation
1937 erhielt die Familie durch "naturalisation" die französische Staatsbürgerschaft
1937 bis 1940 ist Walter Riese Gründer und Leiter des Laboratoriums für vergleichende Hirnanatomie an der Sorbonne
Hertha Riese übte während der sieben Jahre in Frankreich an verschiedenen Schulen eine beratende Funktion aus, d.h. sie testete Kinder auf Eignung für das akademische Studium
gleichzeitig studierte sie von 1937 bis 1940 an der Sorbonne Deutsch und Englisch, einen Tag vor dem Abschlußexamen mußten sie aus Paris fliehen, sie gingen in die Dordogne, dann nach Bordeaux und nach Casablanca
Juli bis September 1940 Überfahrt nach Amerika, Landung in Norfolk, dann New York
im Januar 1941 erhielten sie die unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung für die USA
dort: ab 1941 Richmond, Virginia (bis 1961), wo Walter Riese Leiter des neubegründeten hirnpathologischen Laboratoriums der Univ. Richmond wird
um 1943 legen beide Eheleute ihr medizinisches Examen ab
am 21.04.1947 erhielten sie die amerikanische Staatsangehörigkeit durch Naturalisation
1951 Hauskauf in Glen Allen, Virginia in der Nähe von Richmond (bis 1979, danach ?)
Hertha Riese gründete das Educational Therapy Center in Richmond und war dort 20 Jahre lang Direktorin, es hatte die Aufgabe, Schäden an Kindern zu beheben und zu verhindern, die durch Rassendiskriminierungen entstanden waren
von 1962 - 1965 arbeitete sie in einem katholischen Heim für heimatlose Kinder, nach ihrer Pensionierung war sie Beraterin und behandelnde Psychiaterin bei einer ganzen Reihe von Stellen
Mitgliedschaften:
Ärztl. Verein zu Frankfurt (1927)
BdÄ (1930)
Bund für Mutterschutz
VsÄ (Verein sozialistischer Ärzte) (Verein sozialistischer Ärzte) (1926)
zionistische Arbeiterpartei
Hapoel Hatzair (Junge Arbeiter), gegründet 1906 in Palästina

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
Lebenslauf (Diss.)
RMK 1926/27
Hailer, D.: Ärztliche Stellungnahmen zum Schwangerschaftsabbruch in der Weimarer Zeit, Freiburg i. Br., Diss. med. v. 1986, S. 341
Eiswirth, Ina Maria: Walter Riese (1890 - 1976). Leben und Werk. Köln, Diss. med. v. 23.2.1983
Peters, Uwe Henrik: Psychiatrie im Exil. Düsseldorf 1992, S. 30 - 33
Mschr. Dtsch.. Ärztinnen 6 (1930), S. 64
Soden, von: Sexualberatungsstellen, 1988, S. 182
Soz. Arzt 6 (1930), S. 182
American Medical Directory 1956, 1961, 1965, 1973
Leibfried/Tennstedt, Berufsverbote, 1980, S. 251
Kohler
Cummulated Index Medicus 1927-1945
Archivalien
http://ssdi.genealogy.rootsweb.com/cgi-bin/ssdi.cgi v. 29.03.2007
Sigusch, Volker et al. (Hg.): Personenlexikon der Sexualforschung. Frankfurt a.M. 2009, S. 591 - 593
Portrait:
Ja: Eiswirth, a.a.O., S. 12

Eigene Publikationen

Publikationen:
Erfahrungen mit Choleval. Frankfurt a.M., Diss. Med. v. 28.08.1919
Hintergründe und Wirkungen der Abtreibung. (In: § 218. Eine sachliche Aussprache. Leipzig: Hirschfeld 1931, S. 20 - 37. Reihe: Der freie Dienst. Beih. zu "Kommende Gemeinde", 1.H.)
Geschlechtsleben und Gesundheit. Gesittung und Gesetz. (Berlin: Der Sturm 1932) (nach: Die Ärztin 8 (1932), S. 286)
Ueber die soziale Indikation zur Unterbrechung der Schwangerschaft. (Die neue Generation 22 (1926), S. 65 ff. u. 107 ff.) (zit. nach Hailer, S. 341)
1. Kongreß für Sexualreform. (AFK 14 (1928), S. 409 ff.) (nach: Hailer, S. 341)
Bericht über den Kopenhagener Kongreß der Weltliga für Sexualreform. Zschr. psychoanal. Pädagogik 3(1928-1929), 132-140
Kinderzahl - Krankheiten - Sterblichkeit. (Weltliga f. Sexualreform. 1929, S. 205 ff.) (zit. nach Hailer, S. 341)
Das Verhalten verschiedener antispermatoider Mittel innerhalb des weiblichen Genitalapparates. (Zschr. f. Gyn., Nr. 51, 1931, zit. nach: Münch. med. Wschr. 79(1932), 201)
Abortioformen der Osteomalazie und ihre Behandlung (Münch. Med. Wschr. 80 (1933), S. 600 - 604)
Die sexuelle Not unserer Zeit. Leipzig 1927
Soziales und Sozialpsychologischen der Geburtenpolitik. (In: Marcuse, M. 1928) (zit. nach Hailer, S. 341)
Der prophylaktische Gedanke in der Geburtenregelung. (Mschr. Dtsch. Ärztinnen 5 (1929) (zit. nach Hailer, S. 341)
Psychiatrisches u. Neurologisches zum Geburtenproblem. In: Neurologische Wochenschrift 31(1929), Nr. 40, S. 496-503
Die soziale Indikation zur Unterbrechung der Schwangerschaft. (Hippokrates 2 (1930), S. 484-502.) (nach Hailer, S. 341)
Hintergründe und Wirkungen der Abtreibung. (In: § 218, 1931 I, S. 20ff.) (nach Hailer, S. 341)
Vortrag, gehalten auf der 25. Tagung der Deutschen Landesgruppe der I.K.V. 1932 in Frankfurt/M. (In: Schwangerschaftsunterbrechung... (1933, S. 117 ff.) (nach Hailer, S. 341)
Schriften z. Psychologie und Soziologie von Sexualität und Verbrechen. (Hg.: Hertha u. Walter Riese), Stuttgart: Püttmann o. J (?)
Soziales und Sozialpsychologisches der Geburtenpolitik. Verhandlungen des I. internationalen Kongresses der Sexualforschung, Berlin 10.-16.10.1926, Bd. IV, Berlin, Köln 1928 (Steinecke, Menschenökonomie, 1996, S. 322)
Wohnungsnot und Sexualberatung. (Die neue Generation Bd. 22, (1926)) S.309-316
Sexual Reform Congress Copenhagen, 1.-5.12.1928, Copenhagen, Leipzig 1929
1. Kongreß für Sexualreform (Archiv f. Frauenkunde, Bd. 14, 1928, S. 409-421)
Der prophylaktische Gedanke in der Geburtenregelung (Mschr. Dtsch. Ärztinnen, H.7, 1929, S: 127-130)
Zwei Gerichtsurteile über aktuelle Probleme des Sexuallebens (Hippokrates 2. Bd. (1930)) S.635-654
Die Technik der Konzeptionsverhütung (Arch. f. Gynäk. 144. Bd. (1931))
Narkolepsie und Schwangerschaft ( Med. Welt 5 .Bd. (1931)) S.778-781
Heal the hurt child. an approach theory educational therapy with special reference to extremly deprived Negro child. Foreword by N. W. Ackermann. Chicago, 1962
Riese, H. (Hrsg.): Historical Explorations in Medicine and Psychiatry. New York, 1978.
Deskriptoren:
jüdische Abstammung
Ärztin im Emigrationsland
sozialpol. Engagement
BDÄ (Bund Deutscher Ärztinnen)
§ 218
Sexualaufklärung
Approbation im Kaiserreich
VsÄ (Verein sozialistischer Ärzte)