Selma Meyer

Allgemeines

Nachname:
Meyer
Vorname:
Selma
Geburtsdatum:
09.06.1881
Geburtsort:
Essen
Sterbedatum:
1957
Sterbeort:
New York
Konfession:
mosaisch
Beruf des Vaters:
Kaufmann
Sonstiges:
Mutter: Lina, geb. Stern, Vater: Gustav Meyer
Bruder: Dr. med. Arthur Meyer, ebenfalls Emigration
lebenslange Freundschaft mit ihren Berliner Studiengenossinnen Minna Flake und Helene Eliasberg (1890-1957)

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Besuch der städtischen höheren Mädchenschule in Essen von Ostern 1890 bis 1897
von Herbst 1907 bis Ostern 1908 Besuch des Sternschen Musikkonservatoriums in Berlin, hier im April 1908 die Reifeprüfung des Musikpädagogischen Verbandes zur Ausübung des musikalischen Lehrerberufes abgelegt
Ostern 1909 bis Herbst 1910 Vorbereitung in den realgymnasialen Kursen für Mädchen am städtischen Gymnasium in Essen auf die Reifeprüfung, die sie im Herbst 1910 am städtischen Realgymnasium zu Köln-Nippes besteht
Medizinstudium: Herbst 1910 bis August 1915 ausschließlich an der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, hier Februar 1913 ärztliche Vorprüfung, Januar 1916 ärztliche Prüfung
Ort des Staatsexamens:
Berlin
Datum des Staatsexamens:
Januar.1916
Ort der Promotion:
Berlin
Datum der Promotion:
04.07.1916
Datum der Approbation:
01.02.1917

Beruf

Fachbezeichnung:
Kinderärztin
Art der Tätigkeit:
1915-17 Univ.-Kinderklinik Charité in Berlin bei Czerny
1.10.1917 Assistenzärztin an der Düsseldorfer Kinderklinik
1.11.1921 - 31.3.1929 Oberärztin an der Düsseldorfer Kinderklinik
ab 1921 Ärztl. Leitung des Auguste-Viktoria Hauses in Düsseldorf
ab 1922 Leitung der Infektionsklinik in Düsseldorf
ab 1923 Dozentin an der Medizinischen Akademie in Düsseldorf u. Dozentin an der Westdeut. Sozialhyg. Akad. sowie an der Niederrheinische Frauenakademie in Düsseldorf u. a. Düsseldorfer Schwesternschulen
1927 apl. a. o. Prof.
seit 1931 unkündbare, aktive Beamtin mit Pensionsberechtigung
seit 1929 auch niedergelassene Kinderärztin
ca. 1935 Schulärztin
1939-40 unbezahlte Forschungstätigkeit am Marie Curie Hospital, London
ab 1940-1958 niedergel. Kinderärztin in New York
Kommentar zur Tätigkeit:
Meyer habilitierte sich am 27.01.1922 (ab 27.1.1922 Dozentin, Datum?) als zweite Frau regulär an einer deutschen Medizinischen Fakultät mit der Schrift "Die Blutmorphologie einiger Haus- und Laboratoriumstiere unter physiol. Bedingungen und unter dem Einfluß bakterieller, parasitärer, toxischer und chemischer Schädigungen"
im Frühjahr 1924 Absolvierung eines vierwöchigen Forschungsaufenthaltes am Instituto di Clinica Pediatrica della Universität di Roma
hält auf der 36. Tagung der Dtsch. Ges. f. Kinderheilkunde v. 20. - 23.9.1925 in Karlsbad einen Vortrag über: "Ist eine Immunisierung gegen Masern und die Erzeugung von Masern mit "Kulturen" von Masernkranken möglich?" (Münch. med. Wschr. 72 (1925), S. 2079).
Vortrag auf der Sitzung vom 14.6.1927 des Vereins der Ärzte Düsseldorfs e.V. über "Moderne Prophylaxe und Therapie der akuten Infektionskrankheiten des Kindesalters."
Vortrag auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde in Pest v. 11. - 15. 9. 1927: "Über Streptokokkentoxine und - antitoxine" (Münch. med. Wschr. 74 (1927), S. 2205)
Beteiligung an der Ausstellung GESOLEI 1926 mit der Darstellung der Infektions- und Kinderkrankheiten
Referentin auf internationalen Kongressen, z.B. in Budapest, Bologna und auf dem deutsch-russischen Scharlach-Kongreß in Königsberg 1928
Unterrichtstätigkeit an der Städtischen Schwesternschule des Roten Kreuzes
wurde als Vertreterin in die Rheinische Ärztekammer im Reg. Bez. Düsseldorf gewählt (1928)
31.3.1929 Beendigung des Dienstes als Oberärztin der Infektionsklinik, weiterhin Mitglied der Med. Akademie. Die wissenschaftlichen Arbeitsgebiete während der Düsseldorfer Zeit umfaßten die Gebiete der Infektions- und Immunitätslehre und der Fürsorge
Am 08.03.1932 hielt sie vor dem Verein der Ärzte Düsseldorfs einen Vortrag zum Thema: "Was leistet das Blutbild dem praktischen Arzt?"
Tätigkeitsorte:
1915-1917 Berlin
1919 - 1935 Düsseldorf, dort:
1931 Jägerhofstr. 3
1933, 1935 Jägerstr. 6
1939 London, 67 Dartmouth Park Road NW5
1940-1958 New York
Haupttätigkeitsort:
Berlin
New York
Veränderungen nach 1933:
Am 07.09.1933 Zwangsentlassung aus dem Lehrkörper der Medizinischen Akademie Düsseldorf
durch die "Vierte Verordnung zum Reichsbürgergesetz", die allen jüdischen Ärzten zum 30.09.1938 die Approbation entzog, verlor auch Meyer ihre Zulassung, darüber hinaus mußte sie ihre Wohnung in der Jägerstr. aufgeben und in ein "Judenhaus" umziehen
nach einer erneuten Zwangsumsiedlung emigrierte Meyer am 07.05.1939 über London in die USA
1940 Lizenz zur Eröffnung einer kinderärztlichen Praxis in New York, die sie bis zu ihrem Tode 1958 führte
Mitgliedschaften:
Ges. f. Kinderhk.
Verein der Ärzte Düsseldorfs e.V. (1927, 1932)
Rudolf-Virchow-Soc. in the City of New York (1941)
Jüdischer Frauenbund

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
RMK 1919, 1926/27, 1931, 1933, 1935
Kohler
Renner/Wunderlich: Arthur Schlossmann. Diss. med.(Düsseldorfer Arbeiten zur Gesch. d. Med.), H.27, o. J., S. 82
Münch. med. Wschr. 70 (1923), S. 760
Zschr. f. ärztl. Fortbildung 25(1928), S. 132
Medical Dir. 1950, 1956
Proceedings of the Rudolf Virchow Medical Society 1956
P. Voswinckel, G. Büsche: Selma Meyer (1881-1958), die erste Professorin für das Fach Kinderheilkunde in Deutschland, in: Mschr. Kinderhk. 137 (April 1989), S. 248-250
Ärztin (1990), H. 1, S. 1-5
J. Oehme: Selma Meyer (1881-1958) - die erste Dozentin für Kinderheilkunde, in: Kinderkrankenschwester 10 (1991), Nr. 9, S. 351
Neue Deutsche Biographie, Bd. 17, 1994, S. 372
Voswinckel, Peter: Dr. Selma Meyer (1881-1958) - Erste Professorin für das Fach Kinderheilkunde in Deutschland. In: Die Professionalisierung der Frau. (Hrsg.) Bettina Wahrig-Schmidt. Lübeck, 1997, S. 113-125
Seidler, Eduard: Kinderärzte 1933 - 1945. Bonn 2000
Reuland, Andreas Jens: Menschenversuche in der Weimarer Republik. Norderstedt 2004, S. 52 - 53, 60-61
Archivalien
Portrait:
Ja: Ärztin 1 (1990), S. 1-5

Eigene Publikationen

Publikationen:
Über die Prognose der Geburtslähmungen des Plexus brachialis. Berlin, Diss. Med. v. 1916
Die Blutmorphologie einiger Haus- und Laboratoriumstiere unter physiol. Bedingungen und unter dem Einfluß bakterieller, parasitärer, toxischer und chemischer Schädigungen. Düsseldorf, Habil-Schr. v. 27.1.1922
Kinder- u. Jugendlichen-Schutz in Deutschland. (Nach e. Referat, gehalten auf der Tagung der M.W.I.A. in Bologna) (Mschr. Dtsch. Ärztinnen 4 (1928), S. 166)
Die Heilungsaussichten der Bauchtuberkulose unter der Behandlung mit künstlicher Höhensonne.(Jb Kinderhk. Bd. 87, H.2) (Münch. med. Wschr. 65 (1918), S. 599)
u. Georg Stern: Ueber den Galaktosestoffwechsel im Säuglings- und Kleinkindalter.(Arch. Kinderhk. 68(1921), H.3) (Münch. med. Wschr. 67 (1920), S. 1511)
Zur Frage der antigenen Eigenschaften des Friedmannschen Kaltblütertuberkelbazillus. (Mschr. Kinderhk. Bd. 21, H. 5 (Münch. med. Wschr. 68 (1921), S. 1464)
Ein experimenteller Beitrag zur Frage der Pathogenität klinisch virulenter und klinisch avirulenter Diphteriebazillen. (Zschr. f. Hyg., (...),94 (1921) (Münch. med. Wschr. 69 (1922), S. 94)
Ueber die antigenen Fähigkeiten verschiedener Kaltblütertuberkelbazillen und die Erkennung der durch sie bewirkten spezifischen Gewebsumstimmung mittels der Tuberkulinreaktion. (Zschr. Hyg., (...) 97. Bd. 1923, H. 3.o.4 (Münch. med. Wschr. 70 (1923), S. 442
Haffkrankheit und paralytische Hämoglobinurie der Pferde - identische Krankheitszustände.(Klin. Wschr. 1924, Nr. 48) (Münch. med. Wschr. 71 (1924), S. 1772)
Beobachtungen an infektionskranken Kindern. (Arch. Kinderhk. Bd. 75, H. 2) ( Münch. med. Wschr. 72 (1925), S. 239)
u. Erich Burghard: Familiäre Erkrankungen bei Scharlach. Die von individuellen oder familiären Anlagen abhängige Scharlachempfänglichkeit und Verlaufsart des Scharlachs. (Mschr. Kinderhk. Bd. 30, H. 3 o.4., Festschr. d. Vereinigung rheinisch-westfälischer Kinderärzte.) (Münch. med. Wschr. 72 (1925), S. 1982)
Kritisches zu der Dickschen Scharlachlehre auf Grund klinischer Beobachtungen und experimenteller Ergebnisse. (Kinderklinik d. Akad.) (Zschr. Kinderhk., Bd. 43, H. 3, 1927, 258-285) (Münch. med. Wschr. 74 (1927), S. 1068)
Zitronensäure-Vollmilch in der Diätetik der Ruhr im Kindesalter. (Arch. Kinderhk. 82. Bd., 4.H. 1927, 241-245) (Münch. med. Wschr. 74 (1927), S. 2154)
Zu den Untersuchungen über die Aetiologie des Scharlachs und der Masern nach Di Cristina und Caronia. (Dtsch. med. Wschr. Nr. 30 (1928) (Münch. med. Wschr. 75 (1928), S. ?)
u. Schlossmann: "Scharlach", in: Handbuch für Kinderheilkunde, 1923 (3. Aufl.)
Ist eine Immunisierung gegen Masern und die Erzeugung von Masern mit "Kulturen" von Masernkranken möglich? (Versuche mit Kulturen und Vaccinen aus der Kinderklinik Rom von Caronia zur Verfügung gestellt.) 36. Tag. d. Dtsch. Ges. f. Kinderhk., Karlsbad, Sitzg. v. 20.-23.9.1925. Zit. nach: Zbl. f. die ges. Kinderhk. 19(1926), 29
u. H. Reifenberg: Klinische Beobachtungen bei epidemischer Parotitis. Zschr. f. Kinderhk., 42(1926), s. 163-171
u. H. Herz: Fehldiagnosen bei der Aufnahme infektionskranker Kinder. Zschr. f. Kinderhk., 42(1926), S. 172-193
Über geschlechtsbedingte Unterschiede im Ablauf von Infektionskrankheiten. Klin. Wschr. 5(1926), S. 1791-1794
Dr. Franziska Tiburtius, die erste deutsche Ärztin 1843-1927. (Vortragsauszug). Proteus 1(1931), 165-167
u. Franz v. Zelberschwecht-Laszewski: Über die Wirkung der Arteriometrie auf die Bronchopneumie der Säuglinge und Kleinkinder. (Arch. Kinderhk. 93(1931), 30 - 40)
Erfahrungen mit der aktiven Immunisierung gegen Diphtherie. (42. Tagung der Dtsch. Ges. f. Kinderhk., Dresden, Sitzung v. 23. - 26. 9. 1931) (zit. nach: Zentralblatt für die Gesamte Kinderheilkunde 26(1932), S. 31)
Deskriptoren:
Fachgesellschaften
sozialpol. Engagement
(Auto-)Biographie vorhanden
Standespolitik
Gesundheitsaufklärung
Habilitation
Abitur
Vorberuf
Ärztin im Emigrationsland
jüdische Abstammung
Approbation im Kaiserreich