Katharina Freytag

Allgemeines

Nachname:
Freytag
Vorname:
Katharina
Geburtsdatum:
27.06.1879
Geburtsort:
Moskau
Sterbedatum:
02.02.1940
Sterbeort:
Düsseldorf
Beruf des Vaters:
Kaufmann
Sonstiges:
Sie kam in Alter von sieben Jahren nach Deutschland. Hermine Heusler-Edenhuizen beschreibt sie in ihren Memoiren: "...Es gab andere Kommilitonen, die den nicht hatten (den monatlichen Wechsel) und sich quälten, durch Privatunterricht das nötige Geld zu ihren Studien und für den Lebensunterhalt zu erwerben, besonders in den Ferien. Auch in Bonn, wohin sich nach unserem Durchbruch langsam mehr Studentinnen wagten, hatten wir eine von diesen tapferen Frauen. Wir sahen sie nur in den Kollegs, die übrige Zeit arbeitete sie zwecks Gelderwerb. Ihr Gesicht bekam strenge Züge und das ganze Wesen wurde hart, weil sie keine Zeit hatte zum Fröhlichsein. Dank ihrer großen Energie und Hartnäckigkeit hat sie sich eine Fachausbildung in Chirurgie angeeignet und hat sich später sogar eine eigene Klinik eingerichtet. Sie arbeitete gut, aber der Quell der Menschenliebe und Güte, aus dem ein Arzt restlos schöpfen muß, und den sie in sich fühlte, als sie das Studium begann, war durch den harten Kampf etwas verschüttet worden."
1906 berichtete sie im Centralblatt des Bundes Deutscher Frauenvereine über einen selbst erlebten Vorfall, der die begrenzten Bewegungsmöglichkeiten von Frauen ohne männliche Begleitung in der Öffentlichkeit dokumentiert. Nach einer Bahnfahrt von Köln nach Hamburg wurde sie von der Polizei festgenommen "... mit der Begründung, der Stationsvorstand in Bremen habe es so gewünscht, weil ich ein verkleideter Mann sei. Ich füge hinzu, daß ich ein gut gearbeitetes Jackenkleid trug.... Ich betone ferner, daß ich auch nicht kurzgeschnittene Haare trage." Erst nach einer Vernehmung und einer telegraphischen Anfrage bei der Universitätsverwaltung in Bonn wurde Katharina Freytag wieder entlassen.
Vorliebe für Geschichte der Antike, Reisen in den Orient, Italien, Griechenland, Sammlung antiker Plastiken. Sie starb 1940 im Alter von 61 Jahren an den Folgen eines Bronchialkatarrhs
Eingabe, betreffend die Immatrikulation von Frauen, vom 03.02.1902 an Kultusminister von Berlin mit unterzeichnet

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Höhere Mädchenschule und Lehrerinnenseminar in Koblenz, 1897-1899 Privatunterricht zur Vorbereitung auf das Abitur, 1899 Abitur am städtischen Gymnasium in Bonn
Medizinstudium: (1899-1904): Bonn, Leipzig, 1.2.1901 Physikum, 30.1.1904 Staatsexamen in Bonn mit der Note sehr gut. Unter ausnahmsweiser Befreiung von der Ableistung des praktischen Jahres erhielt sie gleichzeitig mit dem Staatsexamen die Approbation als Ärztin
Ort des Staatsexamens:
Leipzig
Datum des Staatsexamens:
1904
Ort der Promotion:
Bonn
Datum der Promotion:
04.08.1904
Ort der Approbation:
Bonn
Datum der Approbation:
1904

Beruf

Fachbezeichnung:
Chirurgin, Gynäkologin (RMK 1928, 1933, 1937)
Art der Tätigkeit:
1904-11 Assistenzärztin in chirurgischen und gynäkologischen Abteilungen der Universitätskliniken in Bonn, Greifswald und Düsseldorf
ab 1911 niedergelassene Ärztin in Düsseldorf
1914-18 leitende Chirurgin in Kriegslazaretten in Neuwied, Charleroi und Linz
1918 Gründung und Leitung des Olga - Krankenhauses in Düsseldorf, dort bis 1940 tätig
Kommentar zur Tätigkeit:
4 Jahre arbeitete sie in der chirurgischen und drei Jahre in der gynäkologischen Abteilung der universitätsklinik in Bonn bei den Professoren Bier und Schede, in Greifswald bei Prof. Friedrich und in Düsseldorf bei Prof. Opitz.
Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges stellte sie sich aufgrund eines Vertrages mit dem 1. Armeekorps als Chirurgin zur Verfügung. Nach kurzer Tätigkeit in Neuwied leitete sie das 700 Betten umfassende Kriegslazarett in Charleroi und übernahm später das Reservelazarett Linz.
Nach dem 1. Weltkrieg nahm sie ihre Privatpraxis in Düsseldorf wieder auf. 1918 erwarb sie ein altes Patrizierhaus, das sie zu einem Krankenhaus mit 20 Betten ausbauen ließ. 1932 wurde das von ihr gegründete und geleitete Olga-Krankenhaus vergrößert und umfasste schließlich 50 Betten. Ursprünglich nur für weibliche Patienten gedacht, wurden in den letzten Jahren vor ihrem Tod aber auch Männer behandelt.
In einem 1943 in der Zeitschrift "Die Ärztin" erschienenen Nachruf wird Katharina Freytag als erste selbständige Chirurgin und einzige leitende Krankenhausärztin bezeichnet.
Tätigkeitsorte:
ab 1.2.1904 - ca. 1914: Bonn, dort: Friedrich-Wilhelm-Stift (ab 1.2.1904)
1905: Greifswald, Dermatologische Klinik (RMK 1907, 1911)
1911: auch Düsseldorf
1914-1918 (1. WK.): Neuwied, Charleroi, Linz, Kriegslazarette
1918-1940: Düsseldorf,
dort: Gartenstr. 15 (Olga-Krankenhaus),
Bahnstr. 33a (RMK 1926, 1928),
Hohenzollernstr. 11 (RMK 1929),
Königsplatz 18 (RMK 1933, 1935),
Viktoriastr. 25 (RMK 1937), 1939
Haupttätigkeitsort:
Bonn
Düsseldorf

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
Lebenslauf (Diss.)
RMK 1905, 1907, 1908, 1911, 1913, 1914, MK 1919, RMK 1926/27, 1928, 1929, 1931, 1933, 1935, 1937
Dtsch. Chirurg. Kalender 1926, S. 92
Die Frau 11(1903/04), S. 376, 47(1939/40), S. 220
Gemkow, Ärztinnen und Studentinnen, 1991, S. 307
Jahresverz. d. a. d. dtsch. Univ. ersch. Schriften
Dtsch. Ärztebl. 70(1940), H. 8, S. 83
Centralbl. des BDF 8(1906/07), S.155
Archivalien
Ziegeler, Weibl. Ärzte, 1993, S. 37
"Es begann vor hundert Jahren. Die ersten Frauen an der Universität Marburg und die Studentinnenvereinigung bis zur Gleichschaltung im Jahre 1934. In: Schriften der Universitätsbibliothek Marburg 76, Marburg 1997
Ziegeler, Weibl. Ärzte, 1993, S. 37
Brohl, I., Dr. med. Katharina Freytag, in: Ärztin 19(1943), H.1, S. 16
Die Frau 47(1939/40), S. 220
Dtsch. Gynäkologen-Verzeichnis. Leipzig 1939, S. 118

Eigene Publikationen

Publikationen:
Ist das Fieber ein nützlicher Reaktionsvorgang oder nicht? Bonn, Med. Diss. v. 04.08.1904
Beitrag zur Diagnose des Puerperalfiebers (Zbl. Gynäk., 1910, Nr. 17 ( Münch. Med. Wschr. 1910/1025)
Mäuse-Ca. Z. Krebsforschung 1911 (nach: Dtsch. Gyn.-Verz. 1939, S. 118)
Periton. Resorpt. Arch. exper. Path. 1906 (nach: Dtsch. Gyn.-Verz. 1939, S. 118)
Deskriptoren:
Abitur
Klinik weiblicher Ärzte (o.ä.)
Einsatz im 1. Weltkrieg
Approbation im Kaiserreich