Agnes Hacker

Allgemeines

Nachname:
Hacker
Vorname:
Agnes
Geburtsdatum:
1860
Geburtsort:
Insterburg (Ostpreußen)
Sterbedatum:
08.08.1909
Sterbeort:
Berlin
Beruf des Vaters:
Justizrat
Sonstiges:
Die Schwester der Ärztin Agnes Hacker, Adrienne Hacker, eine Malerin, war die Lebensgefährtin der Ärztin Agnes Bluhm

Ausbildung

Ausbildung und Schule:
Besuch der höheren Töchterschule in Insterburg
Lehrerinnenexamen
Vorbereitung auf das Schweizer Abiturientenexamen in Königsberg
Immatrikulation in Zürich 16.10.1889(Immatrikulation Uni Zürich WS 1889, SS 1895 (ohne Zeugnis Abgang 4.5.1896)
zunächst Geschichtsstudium, dann Medizinstudium in Zürich und Wien
1896 Staatsexamen in Zürich
Ort des Staatsexamens:
Zürich
Datum des Staatsexamens:
1896
Ort der Promotion:
Zürich
Datum der Promotion:
1897

Beruf

Fachbezeichnung:
Chirurgin
Art der Tätigkeit:
nach Febr. 1896 Volontärärztin an der Irrenanstalt Burghölzli unter Forel
1897 gynäkologisches Spezialstudium unter Schauta
1897/98 Volontärärztin in der Klinik Max Saengers, hier Erlernen operativer Techniken
ab 1898 niedergelassene Ärztin in Berlin ohne deutsche Approbation
1899-1909 Ärztin bzw. Chirurgin in der Poliklinik weiblicher Ärzte in Berlin und später in der chirurgischen Klinik weiblicher Ärzte
1908/09 Chirurgin und Leiterin der chirurgischen Klinik weiblicher Ärzte in Berlin
Okt. 1900-1905 Polizeiärztin bei der Berliner Sittenpolizei
ca. 1904 leitende Ärztin in der von Agnes Bluhm und Henriette Tiburtius gegründeten Pflegeanstalt für arme Frauen
Kassenärztin beim Hilfsverein für kaufmännische und gewerbliche weibliche Angestellte in Berlin 1900
o. J. Leitende Ärztin in der Bethabara Beth Elim Stiftung in Berlin-Weißensee (Heim für aus der Haft entlassene Prostituierte)
Kommentar zur Tätigkeit:
Eine deutsche Approbation erlangte A. Hacker nicht mehr, da sie während der Vorbereitung auf die dafür nötige deutsche Staatsprüfung starb.
Nach dem Staatsexamen Vertreterin des Assistenzarztes der Frauenabteilung der Irrenanstalt des Kantons Zürich. Dann bis zur Niederlassung in Berlin in verschiedenen Kliniken in Wien und als Volontärärztin bei dem Gynäkologen Sänger in Leipzig tätig
1897/98 zog sie, nach einem kurzen Aufenthalt bei Minna Cauer, zusammen mit Anita Augspurg in die Wohnung in der Eisenacher Str. 80 in Berlin. Sie kannte Anita Augspurg schon aus der Züricher Studienzeit.
erste Polizeiärztin in Berlin
1899 Vortrag über den Alkoholismus im Rahmen einer Veranstaltung des Berliner Zweigvereins der Internationalen Förderation
1900 leitete Hacker einen vom Berliner Zweigverein der Internationalen Förderation eingerichteten Hygienekurs für Mädchen
Bis 29.1. 1901 Schatzmeisterin des Vereins "Frauenwohl". Sie gab dieses Amt wegen Überbelastung auf, blieb aber als Beisitzerin im Vorstand. 1904 Vortrag über Alkoholismus und Prostitution (beim Zentralverband zur Bekämpfung des Alkoholismus in Berlin).
Mitunterzeichnende eines Aufrufs des Bundes für Mutterschutz für die Schaffung von Heimen für uneheliche Mütter.
Hielt an viele Orten Vorträge im Auftrag der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, nahm an Diskussionen der Gesellschaft für soziale Medizin, Hygiene und Medizinalstatistik teil.
A. Hacker verstand sich als Pädagogin und Aufklärerin, sie hielt viele Vorträge über gesunde Lebensführung, Fragen der Hygiene, Frauenberufstätigkeit und Selbstverantwortung. Sie engagierte sich in der Frauenrechtsbewegung zu Frauen von Frauenbildung, Frauenstudium und Frauenstimmrecht.
Sie gehörte zu den ganz wenigen Ärztinnen zu den Mitunterzeichnerinnen des Gründungsaufrufes des Bundes für Mutterschutz
Tätigkeitsorte:
1896: Zürich
1897: Wien
1897: Leipzig
Berlin (1897 - 1909), dort:
1897/98: Eisenacher Str. 80
1898: Kleiststr. 29
1899/1900: Poliklinik weiblicher Ärzte, Alte Schönhauserstr. 23/24
1900: Habsburger Str. 4
1901 - ?: Gleditschstr. 48
1908/09: Chirurgische Klinik weiblicher Ärzte, Kyffhäuserstr. 22
o. J.: Anstalt für Prostituierte nach Absolvierung ihrer Gefängnishaft in Weißensee
o. J.: Berlin W., Schaperstrasse 18
Haupttätigkeitsort:
Berlin
Mitgliedschaften:
Lyceum-Club (Vorstandsmitglied o.J.)
Dtsch. Verein für Frauenstimmrecht (Gründungsmitglied)
Verein Frauenbildung-Frauenstudium (1907 Vorstandsmitglied der Berliner Abteilung)
Bund für Mutterschutz
Vereinigung weiblicher Ärzte zur Begründung eines Frauenkrankenhauses in Berlin (Mitbegründerin, Erste Vorsitzende 1909)
Verein Frauenwohl-Berlin, Hacker wurde zusammen mit Rabinowitsch-Kempner in den Vorstand zur Beisitzerin gewählt (1899)
Verein abstinenter Ärzte (1903 und vorher)
Dtsch. Ges. z. Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten
Verein zur Gewährung zinsfreier Darlehen an studirende Frauen (1900)

Literatur

Quellen und Sekundärlitertur

Quellen:
Die Frau 5 (1897/88), S. 441, 7 (1899/1900), S. 123, 8 (1900/01), S. 122, 17 (1908/09), S. 57
Jahresverz. d. a. d. dtsch. Univ. ersch. Schriften 1897
Frauenbewegung 4 (1898), S. ?, 5 (1899), S. 55, 5 (1899), S. 41, S. 202, 6 (1900), S. 5/6, 7(1901), S. 30, 9(1903), S. 36-37
Verzeichnis Zürchricher Universitätsschriften 1833-1897, 1904, S. 108
Zschr. Bekämpf. Geschlechts. Krankh., Leipzig III, 1905
Frauenbewegung 15(1909), Nr.18, S. 139/140
Neues Frauenleben 21 (1909) H.10, S. 258
Frauenbewegung 15(1909), Nr.18, S. 139/140
Mittlg. d. Dtschen. Bd.. f. Mutterschutz (ca. 1909), S. 249
Med. Reform 6 (1898), S. 97-98, 17(1909), S. 526, 535-536, 16(1908), S. 100-101, 105, 140, 146
Tiburtius, F.: Erinnerungen einer Achtzigjährigen. Berlin 1923, S. 40
Zahn-Harnack, A., 1928, S. 123
Rohner, H., 1972, S. 88
Heyman, L. G. Augspurg, A.: Erlebtes-Erkanntes... 1850-1940, Meisenheim 1972, S. 63
Gemkow, Ärztinnen und Studentinnen, 1991, S. 311
Geschichte der Deutschen Gesellschaft der Geschlechtskrankheiten. Berlin, 1992. S.87, 89
Ziegeler, B., 1993, S. 12, 23, 24, 27, 28, 38, 40-43, 64, 65, 70, 85
Mohme, Medizinische Reform, Diss. med. 1996, S. 63, 66
Sauerteig: Krankheit, Sexualität, Gesellschaft. Stuttgart 1999, S. 511-512 (Med. GG - Beih. 12)
Vogt, Annette: Elsa Neumann, Berlins erstes Fräulein Doktor. Berlin 1999
Henke, Christiane: Anita Augspurg. Reinbek bei Hamburg 2000, S. 52, 73
Wünsch, Stefan: "... indem man arbeitet, vergißt man seine Arbeit, d.h. das Absonderliche daran." Agnes Hacker, eine Ärztin bei der Berliner Sittenpolizei. (Ariadne Heft 62, 2012, S. 22 - 29)
Archivalien
Staatsarchiv Zürich/WebSite Uni Zürich: http://www.rektorat.unizh.ch/matrikel/hintro.htm

Eigene Publikationen

Publikationen:
Ueber abdominale Totalextirpation des schwangeren myomatösen Uterus. Zürich, Dr. med. 1897
Deskriptoren:
Frauenvereine
Abstinenzbewegung
sozialpol. Engagement
Sexualaufklärung
Klinik weiblicher Ärzte (o.ä.)
nur Schweizerische Approbation
Approbation im Kaiserreich